Die Vorschau: Perfektion am Piano
■ Abdullah Ibrahim spielt am Samstag mit der NDR-Bigband im Congress Centrum
„Musik ist nur eine von vielen Ausdrucksmöglichkeiten der Seele.“ Ausgerechnet Abdullah Ibrahim, professioneller Jazzmusiker seit seinem 16. Lebensjahr und seit vier Jahrzehnten als südafrikanischer Starpianist auf allen Kontinenten unterwegs, sagt diesen bescheidenen Satz.
„Jazz ist wie Kampfsport, wie Tanz, Akkupunktur, Homöopathie, gute Ernährung oder Meditation“, ergänzt Ibrahim, „Erdverbundenheit, Konzentration und der Wechsel zwischen Ruhe und Geschwindigkeit sind die Grundlage für jede Form von Kunst.“ Mit Abdullah Ibrahim scheinen die Organisatoren des Forum-Kongresses „Visionen menschlicher Zukunft“ den idealen Star für das Rahmenprogramm gefunden zu haben.
Allerdings ist Vorsicht angebracht. Ibrahim meint seinen Satz nämlich ernst. Nicht nur am Piano ist er Perfektionist. Perfektion ist auch sein Maßstab im Aikido, bei Meditation und Medizin. Immer wieder kehrt er zu den gleichen, scheinbar so einfachen Melodien und Rhythmen zurück, mit denen er schon Anfang der 60er Jahre vor allem außerhalb Südafrikas berühmt geworden ist. „African Marketplace“ oder „Mannenberg“ gehören noch immer zu seinem Repertoire – als wollte er beweisen, dass sich selbst die Abfolge dieser wenigen Töne noch weiter perfektionieren ließe.
In Bremen wird Abdullah Ibrahim es mit der NDR-Bigband versuchen. Nur zwei Probetage haben der lange Zeit im Schweizer Exil lebende Südafrikaner mit Zweitwohnsitz New York und die Hamburger Bläser zur Verfügung, um sich auf die von Fritz Power und Steve Gray arrangierten Stücke einzustimmen. Das Konzert auf dem Forum-Kongress ist der erste von insgesamt vier gemeinsamen Auftritten, die zu einer Live-CD führen sollen. Mitgeschnitten wird in Bremen allerdings noch nicht. Wie im Kampfsport, in der Homöopathie oder dem Tanz, steht auch im Jazz vor dem Zugang zur Seele Üben, Üben, Üben. Ase
Das Konzert findet am Samstag, 10. Juni, 21 Uhr, im Congress Centrum statt. Karten kosten im Vorverkauf 35 Mark, an der Abendkasse 39,50.
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