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Der Sound des Fußballs, Teil 1

Eine reichhaltige Geschichte des deutschen Fußballs in historischen Tondokumenten bietet das 5 CD-Set „Tor! Toor! Toor! 5 Jahrzehnte Fußball im Originalton“ von Martin M. Schwarz (Hörbuch Hamburg, 69,90 Mark). Anstelle einer Rezension bieten wir an dieser Stelle sowie auf den Seiten VI und VII einen chronologischen Querschnitt aus dieser überaus unterhaltsamen Sammlung.

„90 Minuten lichterloh brennen.“ (Sepp Herberger)

„Aber der Probst, der ist ja bei Liebrich so was von aufgehoben, also, als wäre er ein Wickelkind und der Liebrich seine Mutter.“ (ORF-Reporter Heribert Meisel, WM-Halbfinale 1954)

„Es ist ein großer Tag, es ist ein stolzer Tag. Seien wir nicht so vermessen, dass wir glauben, er müsste erfolgreich ausgehen.“ (Herbert Zimmermann nach dem Führungstor der Ungarn im WM-Finale 1954)

„Toni, Toni, du bist Gold wert. Du bist mindestens so schwer in Gold aufzuwiegen wie der Coupe Rimet. (a.a.O.)

„Sechs Minuten noch im Wankdorfstadion von Bern. Keiner wankt.“ (a.a.O.)

„Schlusspfiff. Schlusspfiff. Schlusspfiff im Berner Wankdorf. Das Unvorstellbare ist passiert ... Die ganze Fußballwelt steht auf dem Kopf.“ (DDR-Reporter Wolfgang Hempel)

„Aus Ihrem uns alle so erfreuenden Sieg haben manche Leute, draußen und drinnen, so etwas wie ein Politikum gemacht. Der gute Bauwens, dem ich jetzt nachher die Silbernadel geben werde, der meint offenbar, gutes Kicken ist schon gute Politik.“ (Bundespräsident Theo Heuss zu den nationalistischen Verlautbarungen von DFB-Präsident Peco Bauwens)

„Zuschauer sehen wir von zehn bis siebzig Jahren, so scheint es mir. Nicht allzu gut, aber doch sauber gekleidet.“ (Herbert Zimmermann beim Länderspiel in Moskau 1955)

„Die Mannschaft wohnt einen Kilometer vom Stadion entfernt in einem wundervollen palastähnlichen Hotel. Sie bedauerte nur, dass Bundestrainer Herberger sehr streng war und absolut in den letzten Tagen kaum einmal ein Getränk zugelassen hat. Bei der Bullenhitze, die herrschte, war das natürlich schon eine sehr üble Sache für die Spieler.“ (Zimmermann)

„Neun Deutsche gegen elf Schweden, das ist ein, das ist ein, ein Cannae wird das.“ (Herbert Zimmermann, beim 1:3 verlorenen WM-Halbfinale gegen Schweden 1958)

„Und es war ein Tor, wie man es nur alle zehn Jahre einmal sieht. Ein Tor à la ‚Fanfan le tulipe‘, à la Gérard Philippe, Fanfan der Husar ... ein Mauritius-Tor, ein seltenes Tor.“ (DDR-Reporter Heinz-Florian Oertel über das 3:1 des Schweden Kurre Hamrin)

„Radakovic, der rechte Läufer, kam aus dem Hinterhalt.“ (Rudi Michel, WM-Achtelfinale 1962, 0:1 gegen Jugoslawien)

„Was ich hier höre, ich muss sagen, ich bin aus allen Wolken gefallen.“ (Sepp Herberger über die Kritik an seiner Person nach der WM 1962)

„Erfolgreich – Krise – weg. Alles ausgelöscht, was dagewesen ist. Trainer gegangen.“ (Herbert Widmayer, 1. FC Nürnberg, erster entlassener Bundesligatrainer)

„Warum jetzt die Engländer pfeifen, warum die Liverpooler pfeifen, ist mir so rätselhaft wie eine Kreuzworträtselausgabe mit 27 Waagerechten und vierzig Senkrechten.“ (Kurt Brumme beim Pokalsiegerfinale Dortmund – Liverpool 1966)

„Meine Damen und Herren, mein Stuhl ist zu einem glühenden Ofen geworden.“ (a.a.O.)

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