: Die U 5-Baustelle soll Event werden
Runder Tisch zur Zukunft der U 5: BVG-Chef vorm Walde will die Bauarbeiten live auf Videowände übertragen
Preisfrage: Wie macht man eine Riesenbaustelle den Managern anliegender Geschäfte schmackhaft? Man macht eine Show daraus. Rüdiger vorm Walde versuchte gestern die Gegner der Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 auf seine Seite zu ziehen: Warum könne man nicht aus der umstrittenen U 5-Baustelle an der Friedrichstraße ein Event machen, ähnlich der Aktion Schaustelle Berlin, fragte der BVG-Chef beim „Runden Tisch zur Zukunft der U 5“. Zu der Gesprächsrunde hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Siegfried Helias Vertreter beteiligter Institutionen geladen. „Auch Herr Dussmann braucht Kunden“, sagt vorm Walde und will diese durch eine Liveübertragung der unterirdischen Bauarbeiten auf ein große Videoleinwand anlocken.
Rainer Boldt ließ der Vorschlag kalt. So eine Show mache die Sache auch nicht besser, sagte der Chef der Interessengemeinschaft Friedrichstraße, des Zusammenschlusses der Geschäftsleute. Die U-Bahn-Verlängerung sei jetzt überflüssig und gefährde die Entwicklung der anliegenden Geschäfte. Die vorliegenden Zahlen zur Fahrgastprognose der umstrittenen U-Bahn-Linie seien unbrauchbar.
Dietrich Hinkefuß, Referatsleiter in der Senatskanzlei, hielt dagegen: Die U 5 sei ein fester Bestandteil der Anbindung des künftigen Zentralbahnhofs Lehrter Bahnhof. Ohne die U-Bahn hätte man nur S- und Straßenbahn. „Das reicht nicht.“ Damit bei der geplanten Inbetriebnahme des Lehrter Bahnhofes alles fertig sei, müsse so schnell wie möglich mit dem Bau des noch unfertigen U-Bahn-Teilstücks „Unter den Linden“ begonnen werden. Wegen des nötigen Planungsvorlaufes könne der Bau ohnehin erst 2002 starten.
Der andere Vertreter der Landesregierung konnte sich dafür wenig begeistern. Zwar gebe es keine Zweifel an der verkehrlichen Bedeutung der U 5, betonte Friedemann Kunst von der Verkehrsverwaltung. Aber man müsse die Bedarfsprognosen korrigieren. Es gebe weniger Beschäftigte in der Innenstadt, als zum Zeitpunkt der Entscheidung für die U 5-Verlängerung angenommen wurde. Sogar beim Autoverkehr lägen die Daten rund 40 Prozent unter den Erwartungen. Deshalb müsse das Projekt zeitlich gestreckt werden.
Immerhin waren sich am Ende die Teilnehmer des „Runden Tisches“, der nach der Sommerpause fortgesetzt werden soll, über eines einig: Eine Entscheidung muss schnell getroffen werden, um Planungssicherheit für potenzielle Investoren zu garantieren. RICHARD ROTHER
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