: „Lothar Matthäus? Er war mal schnell“
Rune Bratseth, Manager von Rosenborg Trondheim, über norwegische Stärken und deutsche Alterungsprozesse
taz: Norwegen schlägt Spanien. Hätten Sie das erwartet?
Rune Bratseth: Mit Rosenborg Trondheim haben wir Real Madrid geschlagen. Rosenborg ist schwächer als das norwegische Nationalteam, und die spanische Nationalmannschaft ist schwächer als Real Madrid. Da musste es doch möglich sein, die Spanier zu schlagen. Und es war ja auch ein leichtes Spiel.
Ein leichtes Spiel?
Die Spanier brauchen zu lange, um nach vorne zu spielen. Da haben wir genug Zeit, um uns zu formieren. Und wenn bei uns die Ordnung hergestellt ist, wird es schwer, unsere Deckung zu überwinden.
Zeitweise bildeten die norwegischen Spieler eine weiße Mauer im eigenen Strafraum. Sehr attraktiv ist das nicht.
Stimmt, für die Zuschauer war es sicher kein schönes Spiel. Aber wir müssen einfach so spielen, um Erfolg zu haben, wir sind am Ball eben nicht so stark.
Der Erfolg heiligt die Mittel?
Du wirst doch immer am Erfolg gemessen. Hat man in Deutschland nach einem Titelgewinn immer nach der Art und Weise gefragt, wie er zu Stande gekommen ist?
Wo sehen Sie Ihre Landsmänner am Ende der EM?
Grundsätzlich ist alles möglich. Ich glaube aber nicht ans Endspiel. Das Viertelfinale ist realistisch, mehr ist sensationell.
Sie haben lange Zeit in Deutschland gespielt. Was halten Sie von Ribbecks Truppe?
Mich hat überrascht, dass die Defensive nicht in Ordnung war. Wenn sie so weit nach vorne aufrücken, wenn sie so weit vorne stehen wollen, dann brauchen sie die schnellsten Leute.
Haben sie die nicht? Linke, Nowotny und Matthäus sind doch keine Langsamen.
Lothar Matthäus? Er war mal schnell. Aber in seinem Alter wird man eben langsamer. Ich weiß das, ich bin zwei Tage jünger als Matthäus und merke ja auch schon, dass ich langsamer werde.
Sie halten ihn nicht für die Idealbesetzung?
Die Ansicht, man sollte langsam andere einbauen, ist doch sicher nicht falsch.
Sie meinen: Jüngere?
Ja, natürlich, und die gibt es auch. Es kann doch nicht sein, dass Deutschland nicht ohne Lothar Matthäus auskommt. Interview: RALF MITTMANN/ST. MÜLLER
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