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Stillstand am Opel-Band

Aus Protest gegen die Allianz mit Fiat legten gestern 4.000 Arbeiter im Werk Bochum spontan die Arbeit nieder: Sie fürchten die Zerschlagung des Konzerns – und um ihre Jobs

BOCHUM taz ■ In den Opelwerken in Bochum legten gestern mehr als 4.000 Arbeiter spontan ihre Arbeit nieder. Sie beteiligten sich an Protestkundgebungen gegen die Allianz der Opel-Muttergesellschaft General Motors mit dem italienischen Autokonzern Fiat. Die Beschäftigten befürchten eine Zerschlagung des Konzerns in mehrere Einzelgesellschaften. In einem Interview der taz-nrw bestätigte der stellvertretende Vorsitzende der Adam Opel AG, Wolfgang Strinz, Pläne, eine eigenständige Gesellschaft für die Motoren- und Getriebeproduktion zu gründen. Die neue Gesellschaft könne Synergien aus der Fiat-Kooperation ziehen. Mittelfristig könnten so mehrere Milliarden Mark eingespart werden. Dies komme letztlich der Arbeitsplatzsicherung zugute.

Doch die Arbeitnehmer befürchten eine Verschlechterung ihrer Arbeitsverhältnisse. Nach Ansicht des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Dietmar Hahn könnten „die sozialen Nebenleistungen wie die Krankenzuschusskasse oder die Betriebsvereinbarungen zu Gruppenarbeit und Prämienarbeit über Bord geschmissen werden“. Außerdem befürchtet Hahn Stellenstreichungen in Bochum. Genährt wurde diese Furcht durch Äußerungen von Strinz gegenüber der taz-nrw: Der Abbau von Arbeitsplätzen sei geplant. Der Betriebsratsvorsitzende Peter Jaszczyk befürchtet den Verlust von über 2.000 Stellen.

Auch an den zwei anderen deutschen Opel-Standorten wurde die Arbeit gestern niedergelegt. In Rüsselsheim verließen die Arbeiter für über eine Stunde ihre Arbeitsplätze. Ihre Kollegen in Kaiserslautern streikten gut 45 Minuten.

Gestern Nachmittag war noch kein Ende der Proteste absehbar. Bis in den Abend dauerten die Verhandlungen des Betriebsrats mit der Konzernspitze in Rüsselsheim. Kern der Verhandlungen ist ein langfristiges Rückkehrrecht der Opelaner, die in die neue Gesellschaft für Motoren- und Getriebeproduktion abwandern müssen. Nach Ansicht der Betriebsräte soll damit eine schnelle Weiterveräußerung der Gesellschaft verhindert werden. Die Befürchtung laut Hahn: „Kollegen könnten über einen Weiterverkauf abgemeiert werden.“

Die Arbeiter zeigen sich kämpferisch. Hahn: „Sollte kein positives Signal aus der Konzernspitze in Rüsselsheim kommen, stehen wir auch morgen hier.“

DAVID SCHRAVEN

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