: Korea: Spalt in der Mauer
Seit 55 Jahren ist Korea geteilt. Nun haben die Chefs beider Staaten ein weit reichendes Kooperationsabkommen unterzeichnet. Das von beiden angestrebte Ziel: die Wiedervereinigung
BERLIN taz ■ Die Staatschefs von Nord- und Südkorea haben sich auf ein Abkommen über die Beziehungen der beiden verfeindeten Staaten geeinigt. Ein Sprecher des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-jung sagte in Pjöngjang, die Vereinbarung betreffe die Bereiche Versöhnung, Kooperation, den Abbau von Spannungen, Familienzusammenführungen und Schritte zur Wiedervereinigung.
Nähere Details wurden nicht genannt. Südkoreanische Regierungskreise versicherten aber, das Abkommen sei weiter reichend als ähnliche von 1972 und 1991, die auf unterer Regierungsebene geschlossen worden waren. Sie weckten bereits damals große Hoffnungen, die schon bald enttäuscht wurden. Doch jetzt unterschrieben die beiden Staatschefs. Zudem geht es Nordkorea jetzt wirtschaftlich wesentlich schlechter als damals. So ist man auf wirtschaftliche Zusammenarbeit angewiesen.
Südkoreas Präsident Kim Dae-jung und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-il verhandelten bei ihrem zweiten Treffen des mehrtägigen Gipfels drei Stunden lang. Vor dem Gespräch machte der sonst zurückhaltende Führer Nordkoreas Scherze. Beide erklärten, auf eine Wiedervereinigung der beiden Staaten hinzuarbeiten. Kim Dae-jung lud den nordkoreanischen Diktator zu einem Besuch nach Seoul ein und schlug regelmäßige Treffen vor.
Nach Berichten südkoreanischer Journalisten sprachen die beiden Politiker und ihre Delegationen über die Einrichtung gegenseitiger Vertretungen. Auch wurde über die Wiederherstellung der seit fünfzig Jahren unterbrochenen Verkehrsverbindungen über die undurchlässigste Grenze der Welt verhandelt.
Ein weiteres Thema des Gipfels sei die Einrichtung eines „heißen Drahts“ zwischen den beiden Staatschefs gewesen. Südkoreas Präsidentensprecher Park Joon-young wies jedoch Medienberichte zurück, dass dazu bereits eine Einigung erzielt worden sei. Gesprochen wurde auch über Investitionen südlicher Konzerne im Norden und die Möglichkeit eines gemeinsamen Auftritts der Nationalmannschaften bei den Olmpischen Spielen in Sydney.
Kim Dae-jung bezeichnete seinen Besuch im Norden gestern bereits als vollen Erfolg. Er und seine 180-köpfige Delegation wollen heute per Auto über den Grenzort Panmunjom nach Südkorea zurückkehren. HAN
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