: Die Grünen sehen alt aus
Die grüne Fraktion bereitet sich auf Künasts Wechsel an die Bundesspitze vor. Bei der vorgezogenenNeuwahl des Fraktionsvorstandes steht ein Abtritt der jungen NachwuchsparlamentarierInnen bevor
von DOROTHEE WINDEN
Die grüne Fraktion bereitet sich auf den Wechsel von Renate Künast an die Spitze der Bundespartei vor. Für den nächsten Dienstag ist die vorgezogene Neuwahl des fünfköpfigen Fraktionsvorstandes geplant. Dabei zeichnet sich ein nahezu kompletter Austausch der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden ab. Von der erst vor einem halben Jahr erreichten Verjüngung im Vorstand wird voraussichtlich nicht viel übrig bleiben.
Die 30-jährige Abgeordnete Lisa Paus, die als Parlamentsneuling direkt in den Fraktionsvorstand gewählt worden war, will sich künftig auf ihre Fachgebiete Wirtschafts- und Europapolitik konzentrieren. Auch der finanzpolitischer Sprecher der Fraktion, Burkhard Müller-Schoenau (43), wird höchstwahrscheinlich nicht erneut kandidieren, um sich ganz der Haushaltspolitik widmen zu können.
Falls die jugendpolitische Sprecherin Jeannette Martins (32) nicht erneut kandidiert, steigt der Altersdurchschnitt der Fraktion stark. Eine Kandidatur für den Vorstand erwägen die Parteilinke Barbara Oesterheld (48), die kulturpolitische Sprecherin Alice Ströver (44) und die Haushaltsexpertin Camilla Werner (51). Neben Fraktionschef Wolfgang Wieland (52), der erneut antritt, hält sich Sibyll Klotz (39) für eine Kandidatur als Fraktionschefin bereit.
Sie hatte darauf gedrängt, es nicht bei einer Nachwahl für den Fraktionsvorsitz zu belassen, sondern die Wahl des gesamten Fraktionsvorstands um ein halbes Jahr vorzuziehen. Von der Wahl eines neuen Teams verspricht sie sich einen Neuanfang. Die Arbeit des bisherigen Fraktionsvorstandes war in die Kritik geraten (die taz berichtete). Nach dem schlechten Wahlergebnis von 9,9 Prozent letzten Herbst hatte die neue Fraktion deutliche Anlaufschwierigkeiten.
Fraktionschefin Künast hat gute Chancen, am 24. Juni beim Bundesparteitag in Münster zur Bundesvorstandssprecherin gewählt zu werden. Weil bei den Grünen nach wie vor die Trennung von Parteiamt und Parlamentsmandat gilt, müsste sie nach dreizehn Jahren ihren Sitz im Abgeordnetenhaus aufgeben. Nachrücker wäre dann Dietmar Volk.
Eine Abgeordnete erklärte gestern: „Ich halte nichts davon, junge Leute ohne Parlamentserfahrung in Führungspositionen zu schieben und sie damit zu überlasten.“ Lisa Paus nahm das gelassen: „Ich bereue es nicht. Ich habe viel gelernt.“
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