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Etappensieg für Strieder

Bei den Vorwahlen zum SPD-Landesvorsitz gewinnt Peter Strieder erstmals wieder. Doch seine Mehrheit ist knapp und beruht auf dem Unmut über seine Gegner Borghorst und Grönebaum

von RALPH BOLLMANN

Am Freitagabend um halb zehn stand der SPD-Landesvorsitzende Peter Strieder wieder dort, wo er sich am wohlsten fühlt: im Zentrum. Nach einer Serie von Niederlagen bei den Vorwahlen zum Landesvorsitz konnte er im wichtigen Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf endlich wieder einen Sieg verbuchen: 56 Stimmen für den Amtsinhaber, je 35 für die Gegenkandidaten Stefan Grönebaum und Hermann Borghorst. Als die drei Bewerber anschließend für die Fotografen posierten, stand Strieder in der Mitte, Grönebaum auf der Linken und Borghorst auf der Rechten – ganz so, wie es der Flügelarithmetik entspricht.

Doch Strieder weiß: Für seine Wiederwahl auf dem Landesparteitag am 15. Juli ist „noch nichts gelaufen“. Strieder liegt zwar deutlich vor seinen Herausforderern, aber ebenso deutlich ist: Auch an diesem Abend gibt es eine Mehrheit gegen den amtierenden Landesvorsitzenden.

Dass es trotzdem nach Sieg aussah, hat Strieder nicht zuletzt seinem Gegenspieler Borghorst zu verdanken. „Es könnte sein, dass meine Kandidatur zu einem Solidarisierungseffekt mit Strieder beigetragen hat“, räumte der Gewerkschafter ein. In der Debatte hatten ihm viele Delegierte vorgehalten, dass er seinen Hut erst in den Ring warf, als Landeschef Strieder von den Überraschungserfolgen Grönebaums sturmreif geschossen war. Dass sich sieben von zwölf Kreisvorsitzenden für Borghorst ausgesprochen hatten, verstärkte das Misstrauen der Basis gegen den Kandidaten der Funktionäre zusätzlich.

Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf hatte der Kreisvorsitzende Christian Gaebler für Borghorst taktiert – so ungeschickt, dass er noch vor der Abstimmung zurückrudern musste. Es stimme nicht, dass er tagelang vesucht habe, jeden einzelnen Delegierten fernmündlich auf seinen Favoriten einzuschwören. „Die Sorge um meine Telefonrechnung ist völlig unbegründet“, sagte Gaebler, „von 132 Delegierten habe ich ganze 8 angerufen.“ Ein Kollege aus dem Kreisvorstand hielt ihm entgegen: „Ich habe am Donnerstag von neun bis fünfzehn Uhr versucht, dich zu erreichen. Es war immer besetzt.“

Borghorst, der sich erst zum zweiten Mal dem Stimmungstest an der Basis unterzog, konnte erneut keinen der beiden Konkurrenten überflügeln. Erst gestern gab er bekannt, dass er auch weiterhin kandidieren werde. Wer am 15. Juli das Rennen um den SPD-Vorsitz gewinnt, bleibt offen. Kommt es zur Stichwahl zwischen Strieder und dem Zweitplatzierten, hängt vieles davon ab, wie sich die Bataillone des Drittplatzierten entscheiden.

Vorerst aber deutet manches darauf hin, dass die Genossen – nachdem sie sich mit mehreren Voten für Grönebaum Luft gemacht haben – zur Logik des kleineren Übels zurückkehren. Die Partei könne sich keinen Vorsitzenden „backen“, sagte der frühere Wilmerdsorfer Kreischef Rudolf Kujath. „Es gibt nicht den Traummann oder die Traumfrau.“ Da kann es Strieder nur nützen, dass Borghorst ihm zum Status eines Intrigenopfers verholfen hat. Denn für Opfer haben Sozialdemokraten etwas übrig – zumal sich der als arrogant verschriene Strieder jetzt doch zum rhetorischen Kotau vor der Basis entschlossen hat. „Die Ängste, die in der Partei vorhanden sind, sind auch in der Stadt vorhanden“, verkündet er nun. Deshalb müsse man sie „viel ernster nehmen“.

Und so konnte Strieder, der die Debatte aus der letzten Reihe verfolgen musste, nach einem bejubelten Schlusswort schon vor der Abstimmung als Sieger durch den Saal ziehen. Der Strahlemann muss nur aufpassen, dass ihm der Opferstatus nicht abhanden kommt.

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