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Fahrräder als Motoren für Entwicklung

In Uganda machen Fahrräder mobil. „Fabio“ stellt sich in Hamburg vor  ■ Von Sandra Wilsdorf

Mit mehr Fahrrädern könnte in Uganda alles so viel besser sein. Das glauben Ojambo Justine, Vorsitzender von „FABIO“, dem „First African Bicycle Information Office“, so etwas wie der ADFC Ugandas, die Parlamentarierin Hon. Mwebasa Christine Ntegamahe, Fahrradbeauftragte Ugandas und Jürgen Heyen-Perschon von der Universität Hamburg. Deshalb haben sie ihr Projekt am vergangenen Wochenende auf der Weltfahrradkonferenz „Velo Mondial“ in Amsterdam vorgestellt und tun das heute und morgen in Hamburg.

Die Idee ist simpel. Es könnte der Landbevölkerung Ugandas besser gehen, wenn sie mobil wäre. „Wir haben kaum Straßen, wir haben keine Autos, wir haben keinen Zugang zur Mobilität. Frauen müssen Wasser kilometerweit auf ihren Köpfen tragen“, sagt Owambo Justine. Hätten sie ein Fahrrad, könnten Mütter mit ihren Kindern zum Arzt fahren, könnten Landwirte sich hochwertiges Saatgut besorgen, ihre Ernte selber zum Markt bringen und wären nicht auf Zwischenhändler angewiesen, und wenn jemand krank würde, müssten ihn nicht vier bis fünf Männer in tagelanger Reise ins Krankenhaus tragen, sondern einer könnte ihn mit dem Fahrradtaxi fahren. „Bei Euch ist Rad fahren Spaß, aber bei uns erhöht es den Lebensstandard“, sagt Justine. „Das Einkommen eines Haushaltes erhöht sich um 65 Prozent, wenn er ein Fahrrad hat“, hat Heyen-Perschon herausgefunden, der seine Diplomarbeit über das Projekt geschrieben hat und nun über das Thema „Angepasste Transport-Technologie in Afrika“ promoviert.

Zwei Studenten waren es, denen bei einer Reise nach Uganda vor etwa zehn Jahren auffiel, dass Fahrräder die Lücke zwischen den nicht vorhandenen Autos und Pferdekarren schließen können. Aus der Idee wurde ein Projekt: Mit Hilfe von deutschen Spendengeldern haben inzwischen 6500 Ugander ein Fahrrad bekommen. Weil es dort keine Fahrradfabrik gibt, werden die Räder für je 60 Dollar aus Indien importiert. Inzwischen finanziert der Deutsche Entwicklungsdienst ein „Fabio“-Büro, 12.000 Menschen stehen noch auf der Warteliste für ein Rad. „Wir können pro Jahr nur 600 Räder verteilen“, sagt Heyen-Perschon. Deshalb braucht das Projekt Spenden (Sparda Bank Karlsruhe, BLZ 66090500, Konto 100952737).

Für jeden neuen Rad-Besitzer gibt es ein Seminar. „Da lernen sie, die Räder zu reparieren, aber auch, sie wirtschaftlich zu nutzen“, erklärt Ojambo Justine: „Am meisten kümmern wir uns um Frauen.“ Denn von jeder Mark, die eine Frau verdiene, gingen 99 Cents an die Familie. Er und Ntegamahe wollen Bewusstsein für das simple Verkehrsmittel schaffen: „Bei uns bedeutet Fortschritt, es dem Norden nachzumachen. Und da gilt eben das Auto als Symbol für Wohlstand.“

Weitere Informationen und Dias gibt es heute ab 19.30 Uhr im LOLA in Bergedorf und morgen ab 19.30 Uhr in der Zinnschmelze.

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