: Hafencity: 75 Millionen für den Eckstein
Wettbewerb für erstes Gebäude des neuen Stadtteils entschieden ■ Von Gernot Knödler
Das erste Gebäude der Hafencity wird ein siebenstöckiger Quader mit großflächig homogenen Fassaden. Das hat eine Jury unter Vorsitz des Hamburger Architekten Jürgen Böge einstimmig entschieden. Das Projekt der Stuttgarter Häussler-Gruppe wird rund 75 Millionen Mark kosten und soll ein Büro- und Schulungszentrum für die Software-Firma SAP beherbergen.
Der Bau auf einer Grundfläche von rund 3000 Quadratmetern muss ein Eckstein für die Hafencity werden: Zum einen, weil er genau auf der Verlängerung der Mittelachse des Grasbrookhafens an der Wasserkante steht. Zum anderen, weil er als Auftakt für das derzeit ehrgeizigste städtebauliche Projekt Europas Maßstäbe setzen muss.
Nach Meinung der Jury ist das dem Hamburger Architekturbüro Friedrich und Partner gut gelungen: Vor der eigentlichen, Stockwerk für Stockwerk vor- und zurückspringenden Glasfassade zum Hafen hin steht mit Abstand eine Fassade aus großen, quer liegenden Lamellen. Dadurch würden die Fenster „weggezaubert“, sagte Böge, und es entstehe ein harmonischer Gesamteindruck.
Eine Horten-Kaufhaus-Fassade damit zu assoziieren, missverstehe den Entwurf völlig, versicherte die Jury. Die Südfassade ist einem kleinen Park zugewandt. Nach den Wünschen des Preisgerichts sollte sie mit Solarzellen überzogen werden und die Energie für die Klimatisierung des Gebäudes liefern. Mitten im Gebäude gibt es ein großes überdachtes Atrium. Die Nordfassade verkleidet mit Basaltplatten einen Service-Trakt und ist bis auf wenige Schlitze geschlossen.
Für die Atmosphäre des nördlich anschließenden Raumes wird entscheidend sein, wie das Nachbargebäude einmal aussehen wird. Auf 5500 Quadratmetern soll dort ein weiterer Bürotrakt mit 30.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen, für den ein zweiter Wettbewerb ausgelobt werden soll.
Angst davor, mit dem fertigen SAP-Gebäude alleine auf weiter Flur zu stehen, hat die Häussler-Gruppe nach Angaben ihres Projektleiters nicht. „Wir haben viele Premieren-Projekte erfolgreich abgeschlossen“, behauptet Rüdiger Grube. So habe Häussler zum Beispiel in Dresden den ersten Wohnpark in den neuen Ländern gebaut.
Die Stadt habe versprochen, bis zur Fertigstellung im Frühjahr 2002 würden auch die Straßen, der Kippelsteg und die Hafentreppe fertig sein. Auch an den Wohnvierteln rund um den Sandtorhafen werde bis dahin schon gebaut. „In zwei Jahren ist hier fix was los“, prophezeite Grube.
Den zweiten Preis erhielt das Hamburger Büro Spengler, Wiescholek für einen Quader mit quer verlaufenden Brücken, die mit ihren Köpfen aus den Fassaden stoßen. Der frechste Entwurf hob die Hamburger Alsop und Störmer aufs Treppchen: Ihr Quader bleibt an der Ecke zum Park und zum Hafen hin offen. Halb unter einem schwebenden Gebäudeflügel planten sie einen roten, runden, allein stehenden Präsentationsraum.
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