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Marx Attrax

Reclaim the Prachtmeile: Vier Tage lang rekonstruiert die Berliner Subkultur die Karl-Marx-Allee im Friedrichshain

Von Mitte nach Friedrichshain kommt man am einfachsten über die ehemalige Prachtmeile der DDR, die Karl-Marx-Allee. Club- und Party-technisch ist diese jedoch immer noch weitgehend unerschlossenes Gebiet. Gut, vor etwa einem Jahr gab es dort für eine kurze Zeit das „Ibiza“. Doch der Polizei und den Anwohnern schien es nicht gefallen zu haben, dass sich in dem Interims-Club so viele junge Menschen so heftig amüsierten. Nun findet ein zweiter, groß angelegter Versuch statt, die Karl-Marx-Allee zu einer Party- und Amüsier-Meile umzugestalten. Subkultur-Institutionen aus ganz Berlin scheint daran zu liegen, unter dem Titel „Marx Attrax“ neue Räume für aufregende Aktivitäten zu erschließen.

Maria am Ostbahnhof, das Soda, die Lore, der Jeans Club, die Galerie Transition und andere haben für das Wochenende das Gebäude der Berliner Bank, das Café Warschau und ein paar der an der Karl-Marx-Allee ansässigen Ladengeschäfte für ihr buntes Allerlei-Treiben zur Verfügung gestellt bekommen.

Und man hat sich tatsächlich so einiges einfallen lassen. Es wird einen Lesemarathon geben. Tim Staffel liest, die Mai-3D-Crew wird aus ihrem popliterarischen Tagebuch-Meisterwerk der Sonderklasse lesen und auch Ekkehard Nickel wird irgendetwas vortragen. Außerdem werden jede Menge Bands, DJs und Klein-Acts auftreten. Beispielsweise Commercial Breakup, ein wunderbares Disco-Pop-Duo, das aus den Trümmern der Galerie Berlin-Tokyo gekrochen kommt und demnächst ein wahrscheinlich fantastisches Gute-Laune-Debütalbum hinlegen wird.

Oder Tanith, der wird mal wieder dicke Beats aus dem Kampfanzug zaubern und versuchen, das Berliner Bankgebäude zum Einstürzen zu bringen. Und DJ DSL wird da sein, Österreichs bester DJ der Welt, einer der schon so manchen legendären Auftritt in Berlin vorzuweisen hat und dieses Wochenende bestimmt endgültig zur Lichtgestalt mutieren wird. Und Kotai, unser Mann für den superminimalen Techno-Funk. Und Jim Avignon. Und noch viel mehr.

Außerdem täglich ab 20 Uhr in der Frankfurter Allee 10: Das große Fressen mit Berlins Subkultur. Kitty Yo bekocht Möbel-Horzon und umgekehrt. Wer die feinsten Speisen zuzubereiten weiß, ist Berlins unbedingt hipste und coolste Subkultur-Klitsche und darf sich schon mal für den nächsten „Berlin ist schweinecool – jetzt auch in der Frankfurter Allee“-Artikel in der Face vormerken lassen.

ANDREAS HARTMANN

Tanith, heute 22 Uhr.Commercial Breakup, Samstag 22 Uhr.Kotai, Sonntag 22 Uhr.Alle drei in der Frankfurter Allee 21a.

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