: Der Todeskampf der Sterne
Noch einmal davongekommen: Vor 1.400 Jahren explodierte in gefährlicher Nähe zur Erde ein Stern
Sterne sterben auf vielerlei Arten, und überall am Sternenhimmel finden sich Spuren ihres Todeskampfs. Wissenschaftler der Universität Innsbruck entdeckten jetzt einen Stern, der im Kampf gegen den Tod zunächst erfolgreich ist.
Während ihres Lebens verbrennen Sterne leichte Atomkerne. Der Körper eines jungen Sterns besteht aus Wasserstoff, einem riesigen Vorrat an Brennmaterial, mit dem der Stern für Milliarden von Jahren strahlen kann. In einer gewaltigen Kernfusion wird Wasserstoff zu Helium. So groß diese Energievorräte auch sind, gehen sie doch einmal zu Ende. Der Wasserstoff kann dann nur noch an der Oberfläche einer Schale abbrennen, deren Inhalt bereits aus Heliumasche besteht. Von außen gesehen wird der Stern in der letzten Phase seines Lebens größer – er bläht sich zum Roten Riesen auf. Jetzt scheren leichte Sterne, zu denen unsere Sonne gehört, aus der Entwicklung aus: Der Stern stößt seine äußere Hülle aus Wasserstoff ab. Übrig bleibt ein nur schwach funkelnder Weißer Zwerg, umgeben von einer Hülle aus Gas, dem Planetarischen Nebel.
Die Physiker Joseph Koller und Stefan Kirmeswenger fanden jetzt einen Stern, der sich zweimal zum Roten Riesen entwickeln konnte. Mit Hilfe des Infrarotsatelliten ISO gewannen die Wissenschaftler Daten dieses Sterns, der vor 4.000 Jahren den Nebel Abell 58 im Sternbild des Adlers abgestoßen hatte. Anomalien im Infrarotspektrum deuten darauf hin, dass der bereits von einem Planetarischen Nebel umgebende Stern ein zweites Mal begann, in seinem Inneren Heliumkerne zu verschmelzen, und sich erneut zu einem Roten Riesen aufblähte. Bevor der Stern endgültig in sich zusammenstürzte, stieß er Ende 1919 eine zweite Hülle ab, die jetzt in dem alten Planetarischen Nebel sichtbar ist.
Haben Sterne, die wesentlich schwerer als die Sonne sind, ihren Brennstoff verbraucht, fällt ihr Inneres in einer gewaltigen Implosion zusammen. Beim Aufprall dieser Massen wird die Gewalt der Implosion nach außen gekehrt: Der Stern explodiert als Supernova. Dabei wird so viel Energie frei, dass für Stunden und Tage das Licht der zugehörigen Galaxis überstrahlt wird.
Vor einiger Zeit entdeckten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching die Überreste einer Supernova-Explosion in gefährlich geringem Abstand zur Erde. Nur rund 700 Lichtjahre entfernt – ein Lichtjahr ist die Entfernung, die Lichtstrahlen in einem Jahr zurücklegen – fanden die Wissenschaftler eine Explosionswolke, die aus den Trümmern einer Supernova bestand. Auf einer Aufnahme des Röntgensatelliten „Rosat“ war ein heller Fleck sichtbar. Da er Gammastrahlen aussendete, wussten die Wissenschaftler, dass sich in ihm Titan befand, das nur bei der Explosion einer Supernova entsteht.
Für Weltraumverhältnisse sind 700 Lichtjahre – das sind sechs mal 1.015 Kilometer – eine kleine Entfernung. Bisher ereigneten sich alle Supernova-Explosionen immer in einem sicheren Abstand von mindestens 10.000 Lichtjahren. Die Explosion des Sterns RXL0852.0-4622 dagegen, wie die Wissenschaftler ihn jetzt nennen, fand nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft zur Erde, sondern auch vor einer relativ kurzen Zeitspanne von 1.400 Jahren statt. Wäre die Supernova-Explosion daher etwas stärker gewesen, hätte sie alles irdische Leben und damit die Menschheit vernichten können. CLAUDIA BORCHARD-TUCH
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