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Digital as usual

Erste deutsche IT-Messe von und für Frauen: Bei „digitelle“ soll jede auf den Expresszug der Zeit aufspringen können  ■ Von Sandra Wilsdorf

Ein bräsig stammelnder Boris Becker macht Werbung – „bin ich schon drin?“ – im Zeitgeist-Sprachgebrauch, es scheint kaum mehr etwas Wichtigeres zu geben als Green Cards, die eigentlich keine sind, jeder Hamburger und jede Hamburgerin soll senatlich gefördert ins Netz: Egal, ob es interessiert, das Thema Neue Medien ist so aufdringlich hartnäckig, dass sich Totalverweigerung kaum noch jemand traut.

Und weil das so ist, gibt es in Hamburg die erste Messe rund um Informationstechnologien von Frauen, aber „ausdrücklich nicht ausschließlich für Frauen“, wie Pressesprecherin Maria Jansen formuliert. Die „digitelle – Frauenfo-rum Neue Medien“ beschäftigt sich am 7. und 8. Juli mit dem Thema „Frauen machen Neue Medien“. Parallel dazu läuft ein Kongress mit gleichen Schwerpunkten. Veranstalter sind das Senatsamt für die Gleichstellung und MAZ Hamburg (Mikroelektronik Anwendungszentrum). Die Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung, die Initiative Hamburg newmedia§work sowie die Technische Universität Hamburg Harburg fördern Messe und Kongress im Channel Harburg, einem neuen IT-Standort im ehemaligen Harburger Binnenhafen. Dahin kommen Frau und Mann ab Altona auch mit dem his-torischen Hafenschlepper „Claus D.“, allerdings nur nach Anmeldung (Tel.: 430 71 00).

„Die Neuen Medien prägen zunehmend alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft. Frauen nehmen bisher jedoch deutlich weniger teil an der Entwicklung als Männer“, sagt Gleichstellungssenatorin und „digitelle“-Schirmfrau Krista Sager (GAL). Nur 23 Prozent der Computerfachleute in Deutschland seien Frauen, so niedrig sei auch etwa der Frauen-Anteil unter den Internet-NutzerInnen. Nur jeweils 12 Prozent der Mädchen entscheiden sich für Informatik-Leistungskurs oder -studiengang oder eine Ausbildung in diesem Bereich.

Deshalb richtet sich „digitelle“ sowohl an Frauen, die als Profis schon jahrelang mit Neuen Medien arbeiten, als auch an Frauen und Mädchen, die Computern noch völlig ahnungslos gegenüberstehen. Ein-, Quer- oder Wiedereinstieg, Existenzgründung, Fort- und Ausbildung, Kontakte und Netzwerke knüpfen – das alles soll Thema sein.

In Praxisworkshops können BesucherInnen in das Innenenleben eines Computers sehen, Urlaubsbilder oder Kunstwerke bearbeiten, das Internet ausprobieren, sinnliche Computerbotschaften schreiben und in einer Stunde die eigene Homepage anlegen.

Außerdem gibt es zahlreiche Diskussionsforen, Vorträge und Workshops. Beispielsweise werden Nicole Kidd und Lucie Newcomb aus dem Silicon Valley über Marktchancen in der IT-Branche in den USA berichten, es geht um die Chancen von Frauen in der Arbeitswelt von morgen, Frauen in vernetzten Unternehmen und um die Existenzgründung in der Informationstechnologie.

„Weltweit geht die Entwicklung der neuen Medien mit einer enormen Stärkung der wirtschaftlichen Selbstständigkeit von Frauen einher. Doch nur wer Zugang zu den neuen Medien hat und wer die neuen Technologien beherrscht, kann von ihnen auch profitieren“, glaubt Krista Sager. Die aktive Teilnahme von Frauen an den Informationstechnologien werde in Zukunft über ihre Arbeitschancen und damit auch über ein selbstverwirklichtes unabhängiges Leben von Frauen entscheiden.

Übrigens sollen auch kritische Aspekte der digitalen Welt auf der „digitelle“ Thema sein.

„digitelle“, Channel Harburg an der Harburger Schloßstraße, 7. und 8. Juli von 9 bis 18 Uhr, anschließend Musikprogramm. Die Tageskarte kostet 15, die Zweitageskarte 20 Mark. Infos: www.digitelle.de oder 766 29 23 11.

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