kummerkasten
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Eine öffentliche Bedürfnisanstalt in Rotterdam, nahe dem Stadion „de Kuip“. Heraus tritt vorsichtig ein gedrungener Mann, geht sofort in Boxerstellung und blickt sich hektisch nach allen Seiten um. Der verspätete taz-Reporter auf dem Weg ins Stadion hastet herbei, wirft einen flüchtigen Blick auf den Mann und bleibt wie vom Donner gerührt stehen.

taz: Hey, sind Sie nicht der Piss-Prinz?

Ernst August: Paar aufs Maul?

Was machen denn Sie in Rotterdam?

Ich geh zum Finale. Befehl vom Fürsten.

Rainier?

Ja, der. Wegen Barthéz. Wäre schließlich fast mein Schwager geworden.

Aber der geht doch zu Manchester United.

Eben. Wir wollen ihn verlieren

sehen.

Und warum sind Sie dann hier und nicht im Stadion? Das Spiel fängt gleich an.

Weil ich mal musste. Was glauben Sie, was los wäre, wenn ich da auf der Ehrentribüne . . .

Geschenkt. Aber es gibt doch Toiletten im Stadion.

Zu riskant. Bestimmt haben die da irgend so einen Molukker oder Surinamesen als Klowächter, und dann heißt es gleich wieder, der Prinz scheißt auf . . .

Verstehe. Diese Expo-Geschichte hat Ihnen wahrscheinlich ganz schön Ärger eingebracht in der Familie.

Der Fürst hat getobt. Wir sind die Grimaldis und nicht die Urinaldis, hat er gebrüllt, und ich hätte mich benommen wie ein britischer Hooligan.

Starker Tobak.

Aber da hätten Sie Caroline sehen sollen. Sie hat für mich gekämpft wie eine Löwin. Er ist kein verdammter Engländer, hat sie gesagt, mein August ist ein waschechter deutscher Hooligan.

Faszinierend. Ist die Prinzessin auch hier?

Die ganze elende Monegassensippschaft ist da.

Darf ich das zitieren?

Ich werd Ihnen gleich . . .

Prinz, um Gottes willen, halten Sie ihre Gene im Zaum!

INTERVIEW: MATTI LIESKE

Fotohinweis:ERNST AUGUST: „Der Fürst hat getobt“ FOTO: AP