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Biotech meets Fishtown

■ Bremerhaven soll Zentrum für Bio-Lebensmittel-Technik werden: Ein Technologiezentrum wird geplant, Bewerbungen für 33 Millionen Mark Fördermittel vom Bund laufen

Die Zukunft der Zukunft? In Bremerhaven setzt man auf Biotechnik. Damit scheint der Strukturwandel quasi an die Tore der Stadt zu klopfen: In den nächsten Jahren will man hier Biotech-Firmen ansiedeln, die laut Wirt-schaftsressort in einigen Jahren hunderte Arbeitsplätzen in die Stadt spülen sollen. Wie langfristig die Biotechnologie den Strukturwandel belebt, bleibt allerdings fraglich.

Lokalpolitiker sowie Arbeitsamt hoffen zunächst auf bessere Zeiten. Für die Grünen ist die Bio-Tech-Ansiedlng „eine der wenigen Chancen für die Region“, meint Bürgerschaftsabgeordneter Manfred Schramm (Grüne). Und Bürgermeister Jörg Schulz (SPD) sieht darin eine „andere Wirtschaftsstruktur, die den Jungakademikern der Hochschule eine Perspektive bietet“. Das Arbeitsamt Bremerhaven kann zwar noch nicht schätzen, wie viel Arbeitsplätze das wirklich bringt. Aber man sei „froh um die Initiative“ für hochqualifizierte Jobs.

Dagegen liest sich der jüngste Report („Aufbruchstimmung 1998“) der Unternehmensberatung Ernst & Young eher nüchtern: Die erste Euphorie in der Biotech-In-dustrie sei „mittlerweile etwas gedämpft“: Denn die Wirtschaftskraft der gesamten Industrie sei geringer als die eines mittelgroßen Maschinenbau-Unternehmens. Viele Jungunternehmen würden „den harten Wettbewerb nicht überleben“. Und ohne staatliche Förderprogramme würde die Quelle der Unternehmensgründungen ohnehin wieder versiegen.

Das sieht Gerd Klöck ganz anders. Klöck ist technischer Direktor des Bremerhavener Instituts für Lebensmitteltechnolgie und Bioverfahrenstechnik (Bilb) und setzt auf die Foodindustrie vor Ort, in der inzwischen jeder zweite Bremerhavener malocht. Und in der Klöck das ideale Forschungsfeld für Bremerhavens Biotechnologen sieht. „Diese Verknüpfung gibt es nirgends in der Republik, meint Klöck, gestützt durch Gutachten. Und rechnet fest mit Arbeitsplätzen in der Branchen-Nische.

„Funktionelle Lebensmittel aus dem Meer“, heißt dieses Zukunftskonzept für die Region und meint salopp gesagt: „Was kann man aus altem, langweiligem Fisch alles Flottes machen?“ Verbraucherschreckende Gentechnik sei damit nicht gemeint, erklärt Klöck: sondern functional food. Omega-Drei-Fettsäuren zum Beispiel, die vom Fisch in den Brotteig gerührt werden und deshalb Expo-Projekt sind.

Mit diesem Konzept hat sich die Bremen/Weser-Ems im Wettbewerb „BioProfile“ des Bundesforschungsministeriums beworben. Die erste Hürde und zehn Konkurrenten hat die Region vergangene Woche bereits hinter sich gebracht. Jetzt ist ein „Businessplan“ fällig, mit dem man im Frühjahr gegen 19 weitere Regionen antritt. Den drei Gewinnern winken jeweils 33 Millionen Mark, erklärt Klöck, der „ganz realistisch“ auf einen Platz unter den ersten Fünfen hofft.

Der Sieg hänge vor allem davon ab, was die Region anbietet und nicht was sie alles vorhabe. Und Bremerhaven biete ein ideales Mix von Profis: Das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, das Alfred Wegener-Institut für Meeresforschung und das Bilb.

Parallel dazu werden gerade die Startlöcher für ein Biotechnologiezentrum gebuddelt: Nach der Sommerpause will das Wirtschaftsressort den Kostenrahmen (zwischen 20 und 25 Millionen Mark) geprüft haben. 2003 soll das „Gründerzent-rum“ fertig sein und 250 Forschern einen Arbeitsplatz samt Labor-Infrastruktur bieten. Noch gibt es in Fishtown erst wenige Biotechfirmen mit einer Handvoll Wissenschaftlern. In Zukunft hofft man auf einen Kreislauf von Firmen-Neugründung und Ausgliederungen. „Ein Inkubator für die Wissenschaft“, meint Klöck. 33 Fördermillionen kämen da nur recht. pipe

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