berlin im endspiel
: Ende gut, alles gut?

Als Niederlage für Deutschland, als Sieg für Berlin – mit dieser Sicht würden sich vor dem heutigen Endspiel zwischen Südafrika und Brasilien viele gerne aus der Verantwortung stehlen. Das betrifft vor allem das Olympiastadion. Doch stimmt das wirklich, Ende gut, alles gut?

Kommentar von UWE RADA

Wir erinnern uns. Ziemlich genau vor sechs Jahren erhielt Deutschland den Zuschlag für die WM 2006. Um die deutsche Bewerbung nicht zu gefährden, hatte die damalige Koalition aus CDU und SPD die Sanierung der maroden Betonschüssel mit 284 Millionen Mark aus dem Landeshaushalt bezuschusst – ohne allerdings zu wissen, woher sie das Geld nehmen sollte.

Das Ergebnis: Deutschland und damit Berlin bekamen den Zuschlag, die Koalition dagegen eine Abfuhr vom Wähler. Kaum hatte der damalige Regierende seinen Finanzsenator über die Klinge springen lassen, weil der auf einer soliden Gegenfinanzierung bestand, witterte SPD-Chef Peter Strieder Morgenluft und ließ die Koalition platzen.

Mag Strieder nach seinem überaschenden Parteiwechsel in der SPD/PDS-Koalition seinen Kopf gerettet haben – für Berlin waren rot-rote Koalition und Fußball-WM nicht nur ein Segen. 1,2 Milliarden hat die Sanierung des Olympiastadions am Ende gekostet und selbst der Regierende Bürgermeister Michael Naumann kam nicht umhin, sein heiligstes Projekt zu opfern. Für die Stadionfinanzierung bekam Walter-Bau das Stadtschloss: Mit dem Ergebnis, dass Konzertveranstalter Schwenkow hinter den barocken Schlossmauern nun einen riesigen DDR-Themenpark eingerichtet hat.

Zwar hat sich die rot-rote Koalition, nicht ohne Mithilfe der Wirtschaft, in ihrer zweiten Legislaturperiode mittlerweile stabilisiert. Doch der Taumel rund um die WM kann nicht über die Probleme der Stadt hinwegtäuschen. Unter den Linden mit ihren offenen U-Bahn-Baugruben eröffnet ein Wodkaladen nach dem andern und nach dem Weggang von Sony hat die Stadt Potsdam bereits damit gedroht, ihren Namen nicht mehr für den Potsdamer Platz zur Verfügung zu stellen. Hand aufs Herz, Herr Naumann, hätten Sie das 2000 gedacht?