Michael Naumann hält zu Südafrika

Der Regierende Bürgermeister zum Einsatz von Deisler und über Berlin als Austragungsort mit weltoffenem Antlitz

taz: Herr Naumann, heute bestreiten Südafrika und Brasilien das Endspiel im Olympiastadion. Wem drücken Sie die Daumen?

Michael Naumann: Als Kulturmensch und Freund des französischen Präsidenten Jack Lang wäre mir Frankreich als Endspielteilnehmer lieber gewesen. Jetzt hoffe ich, dass die Südafrikaner uns Berliner mit ihrem Offensivfußball begeistern.

Warum nicht Deutschland?

Ich will nicht arrogant sein, aber bei deren Spielweise wäre selbst ich noch als Flügelstürmer durchgegangen. Die deutsche Mannschaft hat leider erneut enttäuscht.

Mit Sebastian Deisler steht immerhin ein früherer Berliner auf dem Platz.

Ja, das freut mich und die ganze Stadt. Seit er die brasilianische Staatsangehörigkeit angenommen hat, läuft er dort zu großer Form auf. Er ist auch ein Symbol für den Wandel im Fußball und in der Welt. Mannschaften sind nicht mehr monokulturell, sondern multikulturell besetzt, Gesellschaften ebenso.

Wer die Randale deutscher Hooligans miterleben musste, wird dem nicht zustimmen können. Ist Berlin noch immer keine tolerante weltoffene Metropole?

Natürlich hat der brutale Überfall auf Fußballfans und die Plünderung und Zerstörung des Sony-Centers uns ins schlechte Licht gerückt. Trotzdem werden wir morgen wieder beweisen, dass Berlin zur Liga der Weltstädte gehört – denken Sie nur an die Abschlussfeier der Kulturfestspiele auf dem Alexanderplatz.

Aber die Aggression entspringt doch auch dem Frust über die Verdoppelung der Sanierungskosten beim Olympiastadion auf über eine Milliarde Mark und den Baubeginn des Stadtschlosses, das zwei Milliarden kostet. Warum geht es nicht eine Nummer kleiner?

Das waren politische Entscheidungen der Ära Diepgen, die ich nicht kommentieren will.

Ihr Tipp für das Endspiel?

Südafrika gewinnt mit 3:2 Toren. Deisler macht für Brasilien einen rein. INTERVIEW: PIL