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Der Prinz mit dem kaputten Schuh

■ Latent unverstanden: Die Bremer Flüchtlingsgruppe Potal karikiert sich selbst

Mit der Kommunikation ist das so eine Sache: Schon zwischen Gleichgesinnten funktioniert sie oft kaum. Welche Chancen hat also ein Stück wie Bassirou Ayevas Die bittere Pille des Exils, gespielt im Kölibri von der Bremer Flüchtlingsgruppe Potal, auch nur rudimentär beim Publikum anzukommen? Ist es möglich, Neues zur Flüchtlings-Situation zu sagen, ohne dass der durchschnittsgebildete Westeuropäer das große Gähnen anfinge?

Fragen über Fragen – und fast keine Antwort - auch nicht nach dem Besuch des Potal-Stückes, in dem acht Flüchtlinge – aus Sierra Leone, Irak und China – eine satirisch angehauchte Parabel auf ihre eigene Situation darboten. Mit Schwung und Lebensfreude kamen die Schauspieler auf die Bühne, selbstgerecht und enthusiastisch wie ein Kind der afrikanische Dorfkönig, als skeptisch-philosophischer Vize sein leider dann ermordeter weiß gewandeter Kumpan. Man solle dem weißen Mann – ein überzüchtetes Pseudo-Managerchen – kein Wort glauben, sagt er immer wieder, und auch möglichst nicht die Cola annehmen, die der Schmächtig-Rötlichhaarige darbietet.

So weit also das Klischee, so durchschaubar auch die Story. Und dass der König schließlich sein Dorf verkauft und sein Land mit Krieg überzogen hat, so dass der Sohn nach Deutschland flüchten muss, versteht sich fast von selbst.

Doch was spielte sich während dieser harmlosen Story im Publikum ab; war man geneigt, sich das unbeschwerte Gelächter der Ak-teure zu eigen zu machen? Oder schwang da jenes Quentchen wohlwollenden Mitleids mit, das Erwachsene gegenüber Kindern an den Tag legen? Könnte es sein, dass der „gemeine Westeuropäer“ vor lauter latentem Schuldgefühl versucht ist, eine Idee zu laut zu lachen, um auch ja genug Verständnis für das Fremde zu zeigen? Und wäre es denkbar, dass in diesem Verhaltensmuster exakt das Thema wiederkehrt, das die Gruppe Potal zum Thema machte, als sie das Unverständnis beider Seiten gegenüber der andern Kultur vorführte? Als Beispiel sei nur der afrikanische Prinz genannt, der auf der deutschen Ausländerbehörde ständig von seinen kaputten Schuhen faselt, anstatt sachdienliche Angaben zu Namen, Alter und Familienstand zu machen. Der Counterpart: die im Umgang mit der Wahrheit auf dem Asylantrags-Formular zunehmend lockerer werdende Dame vom Amt, göttlich deutsch-zickig gespielt von Sozialarbeiter Christian Marzog.

Und angesichts all dieser elementaren Verschiedenheiten machte dann auch die Schrecksekunde nichts mehr aus, in der zwei stockbewehrte Männer mit den Worten „Ausländer raus“ in den Saal stürmten und auf die Akteure eindroschen. Doch man konnte sich wohlig-betroffen zurücklehnen: War ja nur gespielt – und auch Ende des Spiels. Petra Schellen

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