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Ex-Buhmänner feiern Geburtstag

■ Stadtentwicklungsgesellschaft Steg feiert zehnjähriges Jubiläum und sieht ihre Zukunft als Dienstleister, auch anderswo

Die Steg hat fertig. Das – sinngemäß – hat der Landesrechnungshof jüngst festgestellt. Ihre Aufgabe, den Niedergang der westlichen Inneren Stadt zu stoppen, habe sie in den zehn Jahren ihres Bestehens weitgehend erfüllt. Der grüne Stadtentwicklungssenator Willfried Maier zog daraus in seiner Jubiläumsrede jedoch keineswegs den Schluss, die Gesellschaft abzuwickeln: „Zehn Jahre sind kein Alter“, sagte der Senator bei der gestrigen Veranstaltung in der ehemaligen Rinderschlachthalle am Heiligengeistfeld. Es gebe noch genug zu tun, wie etwa die Einrichtung des Sozial- und Gesundheitszentrums im ehemaligen Hafenkrankenhaus zeige.

Von den rund 1200 Wohnungen und 200 Gewerbe-Räumen, die der „Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft“ von der Stadt als Treuhandvermögen übertragen worden sind, hat sie 840 komplett oder doch fast saniert. Rund 40 sind im Bau, etwa 200 in der Planung. Aus Quartieren „im Abgang“ wurden solche „mit Zukunft“, wie es Michael Sachs, Geschäftsführer der Wohungsbaugesellschaften GWG und Saga, formulierte. Unterdessen hat der Senat ein neues Programm zur sozialen Stadtteilentwicklung aufgelegt und nicht allein der Stadtentwicklungssenator sieht neue Aufgaben in den Siedlungen der 50er und 60er Jahre sowie den Trabantenstädten heraufziehen.

Steg-Geschäftsführer Hans Joachim Rösner plädierte dafür, zukünftig von der Stadt zugewiesene Aufgaben von selbst akquirierten Projekten zu trennen. „Es ist an der Zeit, an einen Ableger zu denken“, sagte Rösner. Schon heute sei die Steg „ein streng nach wirtschaftlichen Kriterien arbeitendes städtisches Unternehmen“.

Zur Zeit ihrer Gründung war der Steg von vielen politisch aktiven Leuten in den Problemvierteln unterstellt worden, sie sei nichts anderes als der verlängerte Arm der Baubehörde. Als Eigentümerin und damit Vermieterin der zu sanierenden Gebäude könne sie nicht zugleich eine vermittelnde Rolle bei den Konflikten in den Vierteln spielen, warnten Sanierungsexperten.

Heute fällt einem aktiven Karo-Mieter wie Ingolf Goritz zum Thema Rest-Misstrauen nur noch ein, die Steg hätte sich mehr um die Lärmprobleme kümmern können, die der Umbau der Rinderschlachthalle zum Stadtteilforum mit sich gebracht hat. Trotzdem bescheinigte er der Steg, es sei „gar nicht so schwer“ bei ihr Gehör zu finden. Beim Konflikt um die Besetzung der Stadtteilbeiräte hat die Steg öffentlich deutlicher Position bezogen als die grün geführte Stadtentwicklungsbehörde.

Für einen Spagat wird sie auch weiterhin viel Fingerspitzengefühl brauchen: Dafür, das Schanzenviertel ökomisch auf eigene Beine zu stellen und es dabei nicht durch Yuppysierung seines Charakters zu berauben. Gernot Knödler

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