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Fidschi-Rebellen lassen Geiseln frei

Rebellen bekommen ihren Wunschpräsidenten und eine Amnestie. Aufständische bringen vier Touristenzentren unter ihre Kontrolle

von SVEN HANSEN

Nach 56 Tagen ist gestern in Fidschi die Geiselkrise friedlich zu Ende gegangen. Die Putschisten und Geiselnehmer um den Geschäftsmann George Speight ließen die noch im besetzten Parlamentsgebäude verbliebenen 18 Geiseln frei. Darunter war auch der erste indischstämmige Premier des Landes, Mahendra Chaudhry, der durch die Geiselnahme seine Amt verlor. Chaudhry und Putschistenführer Speight umarmten sich bei der Freilassung und tranken gemeinsam Kava, das traditionelle leicht narkotisierende Getränk der Ureinwohner.

Wenige Stunden später ernannte Fidschis Häuptlingsrat Ratu Josefa Iloilo als neuen Staatspräsidenten. Der frühere Vizepräsident war bevorzugter Kandidat der anti-indischen Geiselnehmer und hatte mit ihnen sympathisiert. Iloilo kündigte für die nächsten Tage die Bildung einer neuen Regierung an.

Darin werden die Putschisten wahrscheinlich großen Einfluss haben. Auch wird der Regierung wohl kein indischstämmiger Politiker angehören. Womöglich wird Putschistenführer Speight Premier oder Vizepremier. Letzteres hatte am Vortag eine Versammlung mittlerer Stammesführer gefordert. Gestern jedoch sagte Speight dem australischen Sender ABC, er wolle der Regierung nicht angehören, sondern im Hintergrund bleiben.

Der bisherige Präsident Ratu Kamisese Mara war Ende Mai zurückgetreten, nachdem infolge der Geiselnahme die Armee die Macht ergriffen hatte. 43 Prozent der Bevölkerung Fidschis sind indischer Abstammung. Die putschartige Geiselnahme zielte auf die Zurückdrängung der Inder in Politik und Gesellschaft.

Die Freilassung der Geiseln und die Ernennung eines neuen Präsidenten durch den Häuptlingsrat waren am Wochenende vom amtierenden Militärmachthaber Frank Bainmarama und den Geiselnehmern vereinbart worden. Diesen wurde Straffreiheit zugesichert. Zwar hatten die Rebellen bereits am Mittwoch neun Geiseln freigelassen, doch wollten sie offenbar die Entscheidung über die Präsidentschaft abwarten, bevor sie die restlichen Geiseln freilassen wollten. Doch die Häuptlinge drohten ihnen gestern mit dem Verlust der Straffreiheit, so dass die Rebellen schließlich nachgaben. Heute müssen sie ihre Waffen abgeben.

Das Ende der Geiselnahme wurde im In- und Ausland begrüßt. Sollte die Demokratie nicht wieder hergestellt werden, drohen die USA, die EU, Australien und Neuseeland mit Sanktionen. Die USA und Australien warnen vor Reisen nach Fidschi. Aufständische Ureinwohner halten inzwischen vier Ferienanlagen besetzt, deren Land sie fordern.

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