: hoppegarten bei berlin
Von Glanz und Gloria zum Niedergang
Berlins einzige Galopprennbahn ist eine der schönsten Europas. Die 1868 eröffnete Rennbahn entwickelte sich in der Kaiserzeit unter Führung des Union-Klub zum Schauplatz wichtiger deutscher, europäischer und internationaler Rennen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Union-Klub enteignet und Hoppegarten vom Land Brandenburg übernommen. Das letzte DDR-Derby fand im Juni 1990 statt, das letzte Rennen um den Großen Preis der DDR zwei Monate später, als bereits in Westmark gewettet wurde.
Im Herbst 1990 übernahm die Treuhandanstalt die Geschäfte. Seit dem vergangenen Jahr ist die bundeseigene Gesellschaft Rennbahn Hoppegarten GmbH für die Unterhaltung des Geländes und der Gebäude zuständig. Der Union-Klub, der 1998 mit der Treuhand-Nachfolgeorganisation Bodenverwaltungs- und Bodenverwertungsgesellschaft (BVVG) einen langfristigen Pachtvertrag abschloss, führt die Renntage durch.
Doch von der Euphorie nach der Wende ist nicht viel übrig geblieben. Während in den Stallungen 1990 noch 500 Pferde standen, ist es heute noch etwa die Hälfte. Abgesagte Renntage, Reiter der zweiten Gruppe, abgesprungene Sponsoren und runtergesetzte Preise stehen nicht für einen Aufschwung. Derzeit ist unklar, wer das Europa-Championat im August, eins der bestdotiertesten Rennen, sponsert. Der langjährige Sponsor, BMW, ist vor wenigen Monaten abgesprungen. Die Davidoff-Gruppe, die einst den mit 520.000 Mark dotierten „Prix Zino Davidoff – Preis der deutschen Einheit“ ins Leben rief, hat ihr Engagement nach dem Tod des Zigarren-Königs stark runtergefahren. Die Landesbank Berlin, bis 1998 Sponsor für die Berlin-Brandenburg-Trophy, engagiert sich lieber bei der Formel 1 im Lausitzring.
Übriggeblieben sind mittelständische Unternehmen. Zu allem Unglück muss der Union-Klub nach einem kürzlich verlorenem Finanzgerichtsprozess auch noch eine halbe Million Mark Steuerschulden aus Urzeiten zahlen.
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