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Das rote Tuch ist zerschnitten

PDS-Parteitag stürzt den alten Hamburger Vorstand. Der will klagen. Neue Führung hat Rückendeckung der Bundespartei  ■ Von Peter Ahrens

Versammlungsleiter Martin Wittmaack bittet bereits zu Beginn um „äußerste emotionale Zurückhaltung“. Die 50 Mitglieder und SympathisantInnen der PDS, die an diesem Sonnabend im Haus für Alle an der Amandastraße zusammen kommen, wissen um das Besondere der Situation. Sie wählen an diesem Tag einen neuen Landesvorstand – in Abwesenheit des alten.

Der sitzt ein paar Kilometer weiter in der Landesgeschäftsstelle an der Palmaille, und hält ebenfalls einen Parteitag mit 35 BesucherInnen ab. Während der PDS-Bundesvorstand am Sonnabend noch einmal das Treffen in der Amandastraße als das offizielle bezeichnete, spricht der alte Vorstand, der sich aus der Hochschulgruppe „Liste Links“ rekrutiert, von einer „statutenwidrigen Veranstaltung“.

Ein Neuanfang soll es werden, was in der Amandastraße passiert, darüber sind sich die Erschienenen einig. Und das bedeutet auch „Aufräumarbeit“, wie es einer formuliert: Abrechnung mit dem alten Vorstand. Die GegnerInnen der Liste Links machen ihrem aufgestauten Unmut Luft. Die Gruppe um Landessprecherin Kirsten Radüge sei „von Ausgrenzung gekennzeichnet“ gewesen und „unfähig zur Selbstreflektion“, meint Roman Scharwächter. Christiane Schneider, Mitglied der Versammlungsleitung, beklagt die „sittliche Verwilderung in der Partei“ und „persönliche Beleidigungen“ durch die Liste Links, und für den früheren PDS-Landesgeschäftsführer Andreas Grünwald hat „diese Gruppierung mit politischer Auseinandersetzung nichts mehr zu tun“. Er entschuldige sich nachträglich dafür, dass er als Geschäftsführer mitgeholfen habe, diesen Vorstand zu installieren.

Die Liste Links wiederum hatte ihren GegnerInnen vorgeworfen, „Parlamentsfetischisten“ und „sozialdemokratisch abgefedert“ zu sein. Die Auseinandersetzungen zwischen beiden Lagern waren bei einem Landesparteitag im Juni sogar in Handgreiflichkeiten ausgeartet.

Umso stärker ist das Bemühen der Versammlung am Sonnabend um Harmonie. Als neue Landessprecherin wählte der Haus-für-Alle-Parteitag einstimmig die 73-jährige Rentnerin Liselotte Lottermoser. Weitere Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes, der bei der PDS Landesarbeitsausschuss heißt, sind Scharwächter, Joachim Bischoff und Meinhard Meuche-Mäker. „Es hat den ganzen Tag überhaupt keinen Dissenz über Verhalten und Vorgehen gegeben“, konstatiert Lottermoser, das habe sie „bei der PDS in Hamburg in dieser Form überhaupt noch nie erlebt“.

Wenn es nach der Bundespartei geht, sind mit den Neuwahlen im Haus für Alle die Fronten geklärt. Der Bundesvorstand war gleich mit drei Leuten in der Amandastraße anwesend, um die Legitimität der Veranstaltung zu bekräftigen. So habe auch die Bundes-schiedskommission der PDS entschieden. Der stellvertretende Bundesvorsitzende Dieter Dehm riet allerdings dem neuen Arbeitsausschuss zu „langem Atem und reichlich Sitzfleisch“, um die möglichen Auseinandersetzungen mit dem alten Vorstand „auszuhalten“. Lottermoser rechnet fest damit, dass der alte Vorstand gegen die eigene Abwahl juristische Schritte einleitet. Kristian Glaser, einer der alten Landessprecher, hat bereits im Vorfeld in der Zeitung Junge Welt angekündigt, dass er „den Gang vor die Gerichte für zwingend notwendig“ hält.

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