: Pelzige Maden im Wasserspeck
■ Bisame haben sich in Eiderstedt zur Landplage entwickelt
Eine in Schleswig-Holstein eingewanderte Tierart macht Bauern, Kommunen und Küstenschützern auf der Halbinsel Eiderstedt (Kreis Nordfriesland) zu schaffen: Bisame richten erhebliche Schäden an, indem sie Wirtschaftswege, Dämme und Binnendeiche untergraben. Morgen will der nordfriesische Gemeindetag in einer Resolution die Landesregierung beten, bessere Bedingungen zur Bekämpfung der Wassertiere zu schaffen.
Die fast kaninchengroßen Bisame sind um die Jahrhundertwende aus Nordamerika wegen ihrer Pelze in Deutschland eingeführt worden und haben sich rasch ausgebreitet. In Schleswig-Holstein ist Eiderstedt ein Schwerpunkt des Vorkommens. Denn die Wiesen und Felder der Halbinsel liegen tief und sind deshalb von Gräben durchzogen, die die Entwässerung sicherstellen. In diesen Wasseradern leben die vorwiegend pflanzen fressenden Bisame wie „die Maden im Speck“ und sind für die Zerstörungen verantwortlich. Sie wühlen sich seitlich fünf bis zehn Meter in den Boden, unter asphaltierten Wegen hindurch, bis in die Binnendeiche hi-nein und sind zum Sicherheitsprob-lem geworden. So haben sie in der Gemeinde Witzwort die Wälle der Nachklärteiche zum Einsturz gebracht. Bekämpft wird die Landplage durch Fallen, und als Anreiz zahlen die Wasserverbände den Fängern für jedes tote Tier – nachgewiesen durch den vorgelegten Schwanz – eine Prämie aus.
Wurden vor rund zehn Jahren auf Eiderstedt im Schnitt 4000 getötete Tiere jährlich gezählt, waren es 1999 mehr als 26.000 (landesweit gut 60.000). An die Fänger in der Region sind den Angaben zufolge mehr als 300.000 Mark ausgezahlt worden, das Land trage davon aber lediglich 120.000 Mark. Diese Landesmittel, so heißt es in der vorbereiteten Resolution, müssten erhöht werden.
Für die Eiderstedter Kommunen und Wasserverbände bedeutet das Kosten auf zwei Ebenen: Einmal sollen die steigenden Fangprämien aufgebracht werden. Dazu kommen die Kosten für die Behebung der Schäden. Diese werden von einer Versicherung nicht ersetzt. Grund: Bisame gelten nicht als jagdbares Wild. Heike Wells
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