: Zwei kleinste gemeinsame Nenner
■ Hunkes Statt Partei und Hillers Springender Punkt bilden Wahlbündnis. Ziel ist Bürgerblock mit CDU und Joker Schill
„Wir beide“, sagt Marcus Hiller, „sind sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner.“ Was immer der frühere Mitinitiator der Volksgesetzgebungsinitiative „Mehr Demokratie“ und jetzige Vorsitzende der kleinbürgerlichen Splitterpartei „Der springende Punkt“ damit gemeint haben mag: Er könnte Recht behalten und mit Jürgen Hunke gemeinsam einsam bleiben.
Der alerte Chef der Hamburger Statt Partei und Hiller stellten gestern ein frisch geschmiedetes „multilaterales und aussichtsreiches Wahlbündnis“ für die Bürgerschaftswahl im Herbst nächsten Jahres vor. Danach wird der Springende Punkt nicht zur Wahl antreten, Hiller aber einen vorderen Platz auf der Liste der Statt Partei bekommen. Deren Spitzenkandidat - das ist noch nicht formal entschieden, steht aber außer Zweifel - wird wie schon 1997 Hunke heißen.
Der Geld- und Ideengeber der Statt Partei, die vor drei Jahren an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, will diesmal alles besser machen. „Wir wollen alle erfassen, die rechts von der Mitte sind“ lautet seine Parole. CDU und FDP seien „immer linker“ geworden, da sehe er ein reiches Betätigungsfeld für Hiller und sich. Ihr springendes Stattbündnis sei offen für weitere Splitterguppen wie die Seniorenpartei „Graue Panther“ oder den „Bund freier Bürger“ und wolle vor allem „Nicht- und Jungwähler“ ansprechen. Das Wahlziel lautet, so Hunke unumwunden, „mit einem Bürgerblock aus Statt, CDU und FDP die abgewirtschaftete SPD und die Noch-Linkeren aus dem Senat zu vertreiben“.
Weniger klar mochten Hiller und Hunke sich über ihr Verhältnis zur vorige Woche gegründeten „PRO“ des berüchtigten Richters Ronald Schill äußern. Ihr Bündnis sei „keine Reaktion“ auf diese neue Rechtspartei, auch hätten sie „kein bisschen“ Angst, dass ihnen die Felle davonschwämmen. Schill sammle „am rechten Rand seine Stimmen, auch bei früheren DVU- und Rep-Wählern“, mit denen sie beide nichts gemein hätten. Aber „als Joker“, der dem erhofften Bürgerblock etwaig zur Mehrheit fehlende Mandate beschert, sei ihnen auch Schill genehm.
Dann wären Hunke und Hiller zumindest nicht mehr zu zweit allein.
Sven-Michael Veit
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