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abriss der moderneDenkmäler ohne Schutz

Als Ulrich Müther, der Architekt des Ahornblattes, den Hinweis bekam, seinem Gebäude drohe der Abriss, winkte er ab. Er habe darauf vertraut, dass das Ahornblatt unter Denkmalschutz steht, sagt Müther.

Kommentar vonUWE RADA

Falsch, sagt dagegen Frank Keidel, verantwortlich für die oberste Denkmalbehörde von Bausenator Peter Strieder. Wenn es das öffentliche Interesse gebiete, so Keidel, könne man auch ein Denkmal abreißen. Keidel selbst ließ keinen Zweifel daran, dass er das von seinem Senator vorgelegte Planwerk Innenstadt für hinreichend hält, dieses Interesse geltend zu machen.

Nun sollte man von einem Denkmalschützer, auch wenn er im Auftrag Strieders arbeitet, eigentlich erwarten, dass er in erster Linie für das Denkmal und erst dann für das öffentliche Interesse spricht. Doch Keidels Leidenschaftslosigkeit für ein Denkmal der Nachkriegsmoderne verweist auf ein noch grundsätzlicheres Problem. Diejenigen, die nach dem jüngst als Reform des Denkmalschutzes verbrämten Generalangriff auf die Moderne gedacht haben, Antje Vollmer und deren Gutachter Dieter Hoffmann-Axthelm seien politisch und fachlich isoliert, müssen umdenken. Die Gegner des Denkmalschutzes schreiben nicht nur Gutachten für die grüne Bundestagsfraktion, sie sitzen auch im Denkmalschutz selbst.

Soll nicht bald auch der Rest der Moderne weg, ist es dringend nötig, den Denkmalschutz in unabhängige Hände zu geben. Schließlich ist es nicht nur unappetitlich, sondern auch skandalös, wenn das öffentliche Interesse und die Zuständigkeit, ein Denkmal zu schleifen, in ein- und derselben Hand liegen.

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