Thommys Geldbriefträger

Christoph Gottschalk ist nur der kleine Bruder. Doch um für die Post zu werben, reicht das allemal . . .

Die Börse ist bekanntlich die Immobilie von gestern, jedenfalls nach der fröhlichen Auffassung eines gewissen Anlagespezialisten namens Thomas Gottschalk.

Einem deutschen Traditionsunternehmen wie der Gelben Post beim bevorstehenden Börsengang per Werbespot unter die Arme zu greifen, ist demnach Ehrensache. Weil „Thommy“ aber in den Augen der aufs Parkett der Alten und Neuen Märkte schielenden Brief- und Paketauslieferer dann doch zu sehr für unmögliche Wetten und Gummibärchen-machen-Kinder-froh steht, muss ein seriöser Anzug-Mann mit ins Bild.

Wie schön also, dass es kleine Brüder gibt: Vermarktet wird Thomas Gottschalk nämlich von seiner eigenen Firma, die rein namensmäßig („Dolce Media“) zwar auch hart am Haribo-Wind segelt, aber immerhin einen properen Geschäftsführer vorweisen kann. Und der heißt passenderweise eben auch Gottschalk, hört auf den Vornahmen Christoph und sieht trotz nicht ganz börsianerkomaptibler Halbmähne doch ziemlich seriös aus.

Für Dolce Media verkauft der 46-Jährige neben seinem Bruderherz auch gleich noch Verona Feldbusch und „hilft Oli P. bei seiner Karriere“, wie „Thommy“ das in einem Spiegel-Interview ausgedrückt hat. Außerdem darf „Dolce“ seit dem vergangenen Herbst nicht nur exklusiv den „Thommy“, sondern gleich das ganze „Wetten, dass . . .?“ vermarkten – die Symbiose ist perfekt.

Und jetzt wird also auch Christoph so richtig berühmt. Als Zweitbriefträger, der gleich in zehn TV-Werbespots brüderliche Finanzberatung betreiben wird. Dass er dabei nur Back-up für den großen Bruder ist, akzeptiert er laut Bild dabei weltmännisch gelassen: Dass sei eben wie im richtigen Leben, und da legt er ja auch nur Thomas’ Geld an und versuche, so auf seinen Schnitt zu kommen.

Immerhin wissen wir jetzt: So richtig verhauen hat Christoph den Thomas trotz gegenteilig-mütterlicher Behauptungen nie, und die Post-Gage wollen sie sich brüderlich teilen. Die Geschäftsidee der „Dolce Media“ hat übrigens schon ein anderes Brudergespann voll überzeugt: Thomas und Florian Haffa, deren Medien- und Marketingunternehmen EM.TV seit Mai die Mehrheit an der Gottschalk-Firma hält.

Ab August gibt es also kein Entrinnen mehr: Die Doppelgottschalks sollen für die Post das werden, was Manfred Krug und Charles Brauer für die Telekom schon sind. Thomas macht mit Pudelmütze den Neuaktionär, Christoph den n-tv-Gucker. 100 Millionen Einemarkmarken lässt sich die noch bundeseigene Post AG die Kampagne kosten.

STEFFEN GRIMBERG