: Strieder schreibt Protestbrief
In einem Brief an Bahnchef Hartmut Mehdorn kritisiert Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) die Kürzungspläne der Deutschen Bahn AG und deren Öffentlichkeitsarbeit
Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) hat jetzt den Chef der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, wegen dessen Verlautbarungen über geplante Kürzungen bei Bahnprojekten in Berlin kritisiert. Mit „großem Befremden“ habe er der Presse entnommen, dass der Vorstand der Bahn bereits Entscheidungen zur zeitlichen Verschiebung der Dresdener Bahn getroffen zu haben scheint, schreibt Strieder in einem Brief an Mehdorn, der der taz vorliegt.
Strieder erinnert Mehdorn daran, dass sich beide Seiten darauf verständigt hätten, die bestehenden Finanzierungsprobleme zunächst auf Fachebene aufbereiten zu lassen. Auf dieser Grundlage hätten mit dem Bund und dem Land Brandenburg Alternativen besprochen werden sollen, um eine gemeinsame Entscheidung zu treffen. Erst danach sollte die Öffentlichkeit informiert werden. „Ich bedauere daher umso mehr, über die Presse zu erfahren, welche Entscheidungsalternativen die DB AG für das Land Berlin verfolgt“, so Strieder.
In der vergangenen Woche waren die Kürzungspläne von Bahnchef Mehdorn bekannt geworden, die das gesamte Berliner Fernbahnkonzept, das so genannte Pilzmodell, in Frage stellen. Mit den Kürzungen will die Bahn Kostensteigerungen ausgleichen, die beim Bau des Tiergartentunnels und der ICE-Strecke Köln – Frankfurt aufgetreten sind.
Die vorgesehenen Einschnitte: Die Bahn will zunächst auf den Bau des Bahnhofs Papestraße verzichten, der neben den künftigen Bahnhof Lehrter Bahnhof ursprünglich die zweite Hauptstation der Stadt werden sollte. Hier ist nicht einmal mehr ein provisorischer Halt geplant. Zudem sollen im Tiergartentunnel nur zwei statt vier Gleise verlegt werden, dies schränkt die Kapazität auf der Nord-Süd-Achse erheblich ein.
Den baufälligen Bahnhof Ostkreuz will die Bahn nur zum Teil sanieren, außerdem soll auf den Aufbau der so genannten Dresdener Bahn verzichtet werden. Über diese Trasse in Marienfelde soll der Airport-Express geführt werden, der den künftigen Großflughafen mit dem Lehrter Bahnhof verbindet. Die Bahn will den Airport-Shuttle statt dessen über die Anhalter Bahn in Lichtenrade führen – ein deutlicher Umweg, der laut Mehdorn bis zu sieben Minuten Zeit kosten würde.
In seinem Schreiben betont Verkehrssenator Strieder nun, dass für ihn die Anbindung des Großflughafens Schönefeld eine entscheidende Rolle spielen werde. Dies will Strieder bei einer gemeinsamen Besprechung aller Beteiligten zur Sprache bringen. Ale Termin für dieses klärende Gespräch schlägt Strieder die zweite Augusthälfte vor. Schließlich lägen die Erbnisse der fachlichen Prüfung über die Dresdener Bahn sowie über die Nutzung der Tunnelröhren nunmehr vor. RICHARD ROTHER
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