mit der telekom-expansion auf du und du
: Vom Staats- zum Privatkonzern

Ron Sommer als Telekominator

Mit dem Antritt von Ron Sommer als Vorstandschef im März 1995 expandierte die Telekom stetig. Zusammen mit Postbank und der gelben Post gehörte sie vorher zur Deutschen Bundespost. Sie war eines der profitabelsten Unternehmen der Welt mit Betriebsgewinnen – vor dem allerdings immensen Schuldendienst – von mehr als zehn Milliarden Mark pro Jahr. Seit dem Wegfall des Telefonmonopols am 1. Januar 1998 wurde die Konkurrenz mit einem Schlag mächtiger, die Preise für Ferngespräche fielen. Die Telekom reagierte nicht nur mit heftigen Preisnachlässen, sondern auch mit einer heftigen Umorganisation. Mindestens 60.000 Beschäftigte sollten im Vergleich zu den Monopolzeiten gehen, bis zum Jahr 2000 noch 170.000 übrig bleiben.

Mit dem Gang an die Aktienmärkte im November 1996 löste die Telekom einen wahren Boom unter den Deutschen aus, die T-Aktie wurde zur Volksaktie. Und Ron Sommer hatte mit der knapp eine Milliarde Mark teuren Werbekapagne Aktien im Wert von über 20 Milliarden Mark verkauft, die erste Tranche von 25 Prozent aus dem Staatsbesitz. Diese Art der Geldbeschaffung versucht die Telekom nun zu wiederholen, diesen Frühling mit dem Börsengang ihres Online-Dienstes T-Online, im Herbst soll dann die Mobilfunktochter T-Mobil (D1) folgen. Ein ähnlich gutes Händchen bewies die Telekom mit ihrem Radrennstall: Dort lohnte sich der Aufwand schlagartig, als Jan Ullrich die Tour de France 1997 gewann. Die Telekom auf der Siegerstraße.

Nicht ganz so gut lief es bei der internationalen Expansion. Der Riesenfisch Telecom Italia wurde Ron Sommer in letzter Minute von Olivetti von der Angel gerupft. Und die France Telecom war hinterher so sauer darüber, dass sie langjährige Joint Ventures in Frage stellte. Auch Gespräche mit dem Online-Riesen America Online (AOL) und der US-Telefonfirma Sprint führten zu nichts. Dafür gelang 1999 der Kauf des britischen Mobilfunkanbieters One-2-One für 20 Milliarden Mark. In Kroatioen und Slowenien besitzt Telekom die alten Staatsmonopolisten. rem