: Aids: Senat verhütet immer weniger
■ Ohne inhaltliche Begründung werden der Aids-Hilfe und dem Rat & Tat-Zentrum jeweils 25.000 Mark gekürzt / Auch die aids-Beratung des Gesundheitsamtes steht vor Neuordnung
Den Bremer Aids-Beratungsstellen drohen Kürzungen, die die Arbeit erheblich einschränken könnten. Jeweils 25.000 Mark, so die Vorgabe aus dem von Senatorin Hilde Adolf (SPD) geführten Gesundheitsressort, müssen nächstes Jahr bei dem „Rat & Tat-Zentrum“ und bei der „Aids-Hilfe“ eingespart werden. Auch für die „aids-Beratung“ des Gesundheitsamtes gibt es Überlegungen, die Abteilung mit einer anderen zusammenzulegen.
Inhaltliche Gründe für die Streichungspläne gibt es nicht. Heidrun Ide, Sprecherin von Senatorin Adolf, verweist auf Bremer Sparzwänge. „Überall muss geschaut werden, wo gespart werden kann“, sagt sie. Sie sehe nicht, dass wegen der Kürzungen eine Einrichtung ernsthaft in ihrer Existenz bedroht sei. Dass mit den Kürzungen, die nächstes Jahr umgesetzt werden sollen, das Ende der Fahnenstange erreicht ist, könne man nicht versprechen.
Für den Geschäftsführer der Aids-Hilfe, Thomas Henkel, ist klar, dass die Kürzungen auf die Streichung von zwei halben Stellen in seiner Institution hinauslaufen. Derzeit habe die Beratungsstelle drei volle Stellen und erhalte im laufenden Jahr Zuwendungen von 339.000 Mark. Letztes Jahr waren es noch 10.000 Mark mehr. In einer Mitarbeiterversammlung sei der Vorschlag abgelehnt worden, wegen der Mittelkürzungen auf Weihnachts- oder Urlaubsgeld zu verzichten. „Das wäre politisch falsch“, argumentiert Henkel, „dann wird das ein Fass ohne Boden“. Das ebenfalls betroffene Rat & Tat-Zentrum habe nicht deutlich gemacht, dass die Einsparungen auf eine Reduzierung des Beratungsangebots hinauslaufen werden, kritisiert Henkel.
Michael Engelmann, Vorstandsmitglied im Rat & Tat-Zentum und SPD-Bürgerschaftsabgeordneter, sagt, die 25.000 Mark könnten „durch erhöhte Eigenmittel, die wir dieses Jahr noch erwirtschaften wollen“ ausgeglichen werden. Derzeit habe das Rat & Tat-Zentrum dreieinhalb Mitarbeiter für die Aids-Betreuung und bekomme einen Zuschuss von jährlich 320.000 Mark. Skeptischer ist Jörg Hutter, Gründungsmitglied des Zentrums. Er fürchtet, dass es dem Rat & Tat-Zentrum „nun an die Substanz gehe“, so dass eine Einschränkung des Beratungsangebots nötig werden könne.
Die vier vollen und zwei Teilzeit-Stellen der „aids-Beratung“ des Gesundheitsamtes scheinen nicht direkt gefährdet zu sein. Allerdings wird – angeblich schon seit mehreren Jahren – über eine Zusammenlegung mit der Abteilung „Beratung bei sexuell übertragbaren Erkrankungen“ nachgedacht. Das würde nur Sinn machen, wenn dadurch auch Personal eingespart würde. „Dass Veränderungen kommen werden, ist klar“, sagt der Leiter Hajo Schnitter. Er ist allerdings skeptisch, ob die Verschmelzung mit der anderen Abteilung wirklich stattfinden wird.
Grund zur Skepsis aber hätte er. Bis zum 15. August sollen die zwei vordergründig betroffenen Beratungsstellen der Gesundheitssenatorin mitteilen, wie die Kürzungen umzusetzen sind. Auch das Gesundheitsamt ist an dem „brainstorming“ beteiligt, berichtet Schnitter, um mögliche Synergieeffekte und eine neue Aufgabenverteilung unter den Aids-Helfern zu prüfen.
Nach Aussagen aller Betroffenen ist Bremen nicht besser mit Aids-Beratungs-, Betreuungs- und Präventionspersonal ausgestattet als andere Städte. In Bremen leben derzeit nach Schätzungen des Berliner Robert-Koch-Institutes rund 740 HIV-positive Menschen; davon haben das Vollbild Aids rund 100 Personen entwickelt; seit Anfang der 80er Jahre müssen ungefähr 440 Menschen in Bremen an Aids erkrankt sein; schätzungsweise 340 Menschen sind in Bremen seit Ausbruch der Krankheit daran gestorben. Christoph Dowe
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