piwik no script img

„Asylbetrüger“ keine Volksverhetzung

■ Strafanzeigen gegen Bild und Weser-Report sind gescheitert

Die 56 Strafanzeigen und Strafanträge gegen Redakteure der Bremer Bild-Zeitung und des Weser-Report wegen Volksverhetzung und Beleidigung wurden inzwischen von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Im Mai hatte die Flüchtlingsinitiative die Sammelanzeigen der Staatsanwaltschaft übergeben (die taz berichtete). Hintergrund war die reißerische Berichterstattung der Blätter über die so genannten „falschen Libanesen“, die als „Asylbetrüger“, „Scheinasylanten“ oder „Asylabzocker“ beschimpft wurden.

„Ein konkreter Tatbestand der Volksverhetzung, ergibt sich hier nicht“, erläuterte der politische Staatsanwalt Uwe Picard die Einstellung des Verfahrens. Volksverhetzung sei nur gegeben, wenn es sich um einen größeren Bevölkerungsteil handelt, der räumlich in der Bundesrepublik verteilt sei. In den beanstandeten vier Artikeln ginge es aber nur um eine Personengruppe von rund 500 Personen, die in Bremen lebten.

Zwar mag sich die Berichterstattung zum Teil auf „Stammtisch-Niveau“ bewegt haben, Beleidigung, Verleumdung und üble Nachrede mochte der Staatsanwalt in diesen Fällen dennoch nicht erkennen. Auch die scharfen Äußerungen der angezeigten Autoren seien durch das Recht auf Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung geschützt. Beschwerden gegen die Einstellung des Verfahrens wurden bislang nicht eingereicht. pipe

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen