Erste Gespräche in Kaschmir

Indiens Regierung einigt sich mit Kaschmir-Rebellengruppe auf eine gemeinsame Waffenstillstandskommission. Landesweit protestieren Hindus gegen Massaker

SRINAGAR afp/rtr ■ Einen Tag nach den Massakern in Kaschmir mit knapp hundert Toten haben Indien und die größte muslimische Rebellengruppe Hizbul Mujahideen weitere Verhandlungen über einen Waffenstillstand vereinbart. In einem ersten Gespräch in Srinagar kamen Regierungsvertreter und Rebellen gestern laut einem Sprecher der Gruppe überein, eine paritätisch besetzte Kommission einzusetzen: Diese solle zunächst die Bedingungen des Waffenstillstands aushandeln.

Mit den Verhandlungen zeigten sich beide Seiten zufrieden. Ein Zeitrahmen weiterer Gespräche wurde nicht gesteckt. Nach dem Willen der Muslimrebellen soll Pakistan an den Unterredungen „zu einem späteren Zeitpunkt“ beteiligt werden, wie ein Rebellenvertreter sagte. In der vergangenen Woche hatte Hizbul Mujahideen überraschend einen dreimonatigen Waffenstillstand verkündet. Indiens Regierung bot Friedensgespräche an. Die Gruppe bestand jedoch darauf, lediglich über einen Waffenstillstand zu reden. Vor dem Treffen am Donnerstag hatte ein Sprecher betont, dieser werde nur aufrechterhalten, wenn sich die indische Regierung zu Friedensgesprächen mit Pakistan und Vertretern Kaschmirs bereit erkläre. Die Frist dafür laufe am Dienstag ab.

Unterdessen ging die indische Armee gegen Rebellengruppen vor, die sie für die Massaker des Vortages verantwortlich macht. Landesweit protestierten Hindus gegen die Gewalttaten. In Neu Delhi hinderte die Polizei rund tausend Anhänger des Welthindurats Vishwa Hindu Parishad mit Schlagstöcken an einer Demonstration vor der pakistanischen Botschaft.

Indien macht in Pakistan ansässige Muslimgruppen für den Terror verantwortlich. Indiens Premier Atal Behari Vajpayee und Oppositionsführerin Sonia Gandhi reisten nach Kaschmir, um mit Opfern und Angehörigen zu sprechen. Tausende Pilger und Saisonarbeiter versuchten gestern die Region zu verlassen.