: Rechtes Wochenende
Im Westen wie im Osten der Republik werden Bürger von Schlägern angegriffen. Polizei in Bayern verhindert Aufmarsch von Neonazis
BERLIN dpa/ap/taz■ Rechte auf der Kirmes in Herne-Crange, Bedrohungen an einem Informationsstand von Jugendlichen in Rostock, Großaufgebot der Polizei in Freilassing – auch an diesem Wochenende schrieb die Polizei in vielen Orten Protokolle rassistischer und neonazistischer Angriffe. Ein beinahe ganz normales Wochenende, wenn es nicht eine Demonstration in Düsseldorf gegeben hätte.
Am Samstag versammelten sich rund 2.000 Menschen in der Nähe des S-Bahnhofes Wehrhahn und gedachten mit einer Schweigeminute der zehn Menschen, die bei dem Bombenanschlag zum Teil lebensgefährlich verletzt worden waren. Die Antifa Düsseldorf hatte zu der Demonstration aufgerufen. Einer ihrer Sprecher betonte, auch wenn der noch nicht aufgeklärte Anschlag nicht fremdenfeindlich motiviert gewesen sein sollte, sei das Ansehen Deutschlands in der Welt gefährdet. Die Demonstranten hatten sich unter dem Motto zusammengefunden: „Stoppt den Nazi-Terror! Faschistische Strukturen zerschlagen!“
Auf dem Heimweg von der Kirmes in Herne attakierten 16 Jugendlichen am Samstagnacht in Bochum einen Schwarzafrikaner. Zuvor hatte die Gruppe ausländerfeindliche Parolen gebrüllt und im Bus randaliert. Die Polizei konnte nicht sagen, ob der Mann, der flüchten konnte, bei dem Angriff verletzt wurde. Neun der Täter wurden vorübergehend festgenommen und kurze Zeit später wieder auf freien Fuß gesetzt.
In Rostock wurden 36 Jugendliche wegen Landfriedensbruch festgenommen. Sie hatten am Stand der „Jugend gegen Rechtsextremismus in Europa“ Menschen bedrängt und waren handgreiflich geworden.
Im bayerischen Deggendorf wurden zwei Männer schwer verletzt, die ihren südländisch aussehenden Begleiter gegen die Angriffe einer Gruppe Glatzköpfiger schützen wollten.
In Tostedt, in der Nähe von Hamburg, gingen rund 250 Anhänger der Jungen Nationaldemokraten auf die Straße. Es kam zu einer Auseinandersetzung mit 100 Gegendemonstranten. Steine flogen, verletzt wurde niemand.
500 Polizisten verhinderten in Freilassing in Oberbayern einen Aufmarsch von 50 Rechtsradikalen. Man müsse schärfer gegen rechts vorgehen, verlangt die CDU-Vorsitzende Merkel. In ihrem gestern vorgelegten Papier zählt sie auf: milieubezogene Prävention, volle Härte des Gesetzes zeigen, Aktionsforen gegen rechte Gewalt einrichten und zu Stadtteilkonferenzen einladen. Ferner, so Merkel, müsse die Polizei besser ausgestattet werden.
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