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Andere begeistern und zahlen lassen

■ Fundraising – das ist die hohe Kunst, Geld aufzutreiben und das möglichst dauerhaft / Ein Bremer Arbeitskreis hilft jetzt Vereinen dabei auf die kostenträchtigen Sprünge

Geld her! Das ist der Zweck von Fundraising, zu Deutsch: Mittelbeschaffung. Es geht um die Kunst, herauszufinden, bei wem und auf welche Weise Geld zu holen ist, und das möglichst mehrfach. Es geht um Spenden, Sponsoren- und Stiftungsgelder, Förderbeiträge, aber auch Gelder aus öffentlicher Hand – kurz: darum, alle Töpfe anzuzapfen. Werbung, prominente Namensnennung ist die Gegenleis-tung für die GeldgeberInnen oder einfach nur Liebe.

Letztere bevorzugt der Bremer Arbeitskreis Fundraising als Gabe an seine Finanziers, und das sind mehr Einzelpersonen als Firmen. „Wir gehen nicht in den Bunker und spielen Kresnik“, sagt Hellena Hartung – weniger Spektakuläres also für die GeldgeberInnen, dafür aber das Gefühl, „dass sie geliebt werden.“ Dass sie höchst wichtig sind für die einzelnen Vereine und Zentren, die sich am Arbeitskreis beteiligen. Hellena Hartung spricht für das Blaumeier-Atelier. Neben den Blaumeiern gehören das Frauenzentrum belladonna, der Verbund Bremer Kindergruppen, Impuls, schließlich der Frauengesundheitstreffpunkt in Tenever zum Arbeitskreis. Angesiedelt ist das kreative Clübchen beim Netzwerk Selbsthilfe, und alle sechs Wochen treffen sich die SammlerInnen und geben sich Tipps in Sachen Geldrekrutierung.

„Man schielt nicht auf die gleichen Zielgruppen“, erklärt Volker Donk vom Netzwerk die Fruchtbarkeit der Veranstaltung. „Wir sind ein gegenseitiges Korrektiv“, sagt Blaumeier-Frau Hartung, „Aktionen werden hier eingebracht und bekommen ein Feedback.“ Über den Tellerrand gucken und „nicht nur in der eigenen Suppe schwimmen“, sagt dazu Maren Bock von belladonna. Alle, die beim Arbeitskreis mitmachen, haben Fortbildungen oder Kongresse zum Thema Fundraising absolviert. Sie können Erfolge vorweisen. Belladonna beispielsweise schafft es, den Etat aus öffentlicher Hand mit Fundraising-Geld noch einmal um ein Fünftel aufzustocken.

Ein Exempel: Im vergangenen Jahr haben die belladonnas anlässlich ihres 13-jährigen Daseins 13 Frauen in herausragenden Positionen zum Essen eingeladen. Und allen 13 versprochen, dass sie sich untereinander nicht kennen. „War gar nicht so einfach“, erinnert sich Maren Bock angesichts des Bremer Geklüngels. Aber es ist gelungen: Von der Professorin bis zur Erotikshop-Managerin speisten 13 Frauen miteinander, hatten einen schönen Abend für 100 Mark pro Nase, und die belladonnas ein paar zahlende Förderfrauen .

Ganz wichtig ist, und das sagen sie alle, dass die öffentliche Hand nicht aus der Verantwortung entlassen wird. Da liegt das Spannungsfeld, in dem sich Fundraising in Bremen bewegt. Alle müssen sparen. „Es ist nicht so, dass Mittel gekürzt werden, weil wir ja gut im Fundraising sind“, erklärt Maren Bock amtliche Argumentationen, „aber als es um Kürzungen ging, kam auch der Hinweis auf Fundraising.“ Ihr Wunsch: Je besser ein Verein im Geldrekrutieren ist, desto mehr öffentliche Zuschüsse soll er kriegen – als Leistungsbelohnung. Das Ganze könnte aber auch nach hinten losgehen. „Wir haben immer das Gefühl, wir müssen auf der Hut sein“, beschreibt Anke Wolters vom Frauengesundheitszentrum Tenever die Zwiespältigkeit von Fundraising.

Eine einzelne Aktion zu finanzieren, sei nicht schwer, bekennen die FundraiserInnen. Viel schwieriger sei es, für kontinuierlichen Geldfluss zu sorgen. Die Basisfinanzierung, betonen sie alle, müsse durch öffentliche Mittel gesichert sein. Eine Personalstelle beispielsweise lasse sich nicht durch Fundraising sichern. „Denn niemand von denen, die Geld geben, kann dafür die Verantwortung übernehmen“, erklärt Maren Bock.

Nicht immer sind die Projekte, die Geld brauchen, für so öffentlichkeitswirksame Kampagnen gut wie das Blaumeier-Atelier, das im vergangenen Jahr mit dem Slogan „Machen Sie Blau – Meier zu einer sicheren Sache“ die Bremer Entsorgungsbetriebe für sich gewann.

So etwas wie Drogenberatung, sagt Volker Donk, sei wenig geeignet, Gönner zu finden. Und große Firmen haben an kleinen Einrichtungen erst recht kein Interesse. Die Pflege „kleiner Fische“ sei's, die ihre Hauptaufgabe ist, so die Fundraiserinnen. Den Wal unter den Geldgebern haben sie abgeschrieben, aber ein paar Karpfen hätten sie schon gerne. Und deshalb halten sie sich bedeckt in Sachen Erfahrung mit größeren Unternehmen. Die waren bisher offenbar nicht so toll, aber aufgegeben haben sie diese Quelle pekuniären Segens nicht.

Geld sammeln, Klientel pflegen, überzeugen – all das klingt anstrengend, und allein Hellena Hartung gesteht zu, dass es das mitunter auch ist. „Es muss Spaß machen“, erklärt hingegen Maren Bock, „man muss schon eher extrovertiert sein, auf die Leute zugehen, sie mit ins Boot holen.“ Und, mit selbstbewusstem Blick auf die anderen: „Das können wir ja.“ sgi

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