: Praxisnahes Privileg
■ Law School darf zum 1. Oktober starten. Studium kostet 50.000 Mark Gebühren
50.000 Mark darf es schon kos-ten, wenn man Karriere in der Juristerei machen will. Will heißen, wenn man an der Bucerius Law School in Hamburg studieren will. 15.000 Mark Studiengebühr im Jahr verlangt die Privatuniversität für Rechtswissenschaft, die jetzt offiziell loslegen darf. Der Senat hat gestern der Law School die Zulassung erteilt. Am 1. Oktober starten die ersten 100 Studierenden, die den Auswahlhürdenlauf überstanden haben, ins Elite-Studium in den Räumen an der Marseiller Straße.
„International ausgerichtet und praxisnah“ soll es an der Law School zugehen, stellt sich das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Zeit-Stiftung, Michael Göring, vor. Die Stiftung hat die Universität ins Leben gerufen und steuert auch ein Drittel der Finanzierung bei. Das zweite Drittel soll von Anwaltskanzleien und Unternehmen kommen – „diejenigen, die von diesen Studiengängen profitieren“ –, der Rest wird über Studiengebühren bezahlt. Wobei die Stiftung und GAL-Wissenschaftssenatorin Krista Sager versichern, dass auch „die studieren dürfen, die das Geld zunächst nicht aufbringen können“. Bezahlt wird dann erst, wenn man nach Ende des Studiums im Beruf steht.
Sager erwähnt dann noch, dass auch die staatlichen Hochschulen eine qualifizierte Jura-Ausbildung gewährleisten und wünscht sich staatlich-private Kooperation, doch es ist ganz klar: Hier geht es um Konkurrenz. „Wenn du nicht mehr weiter weißt, erzeuge Wettbewerb“, zitiert Law School-Geschäftsführer Jürgen Büring, und der soll, so Göring, „auf allen Ebenen“ stattfinden. Das beginnt damit, dass man den staatlichen Unis die ProfessorInnen mit übertariflichen Gehältern abwirbt und die eigenen Studierenden durch intensive Aufnahmetests aufwertet. Die 100 Erstlinge, unter ihnen 19 aus Hamburg, wurden von 48 Prüfern begutachtet, durch mehrere Testrunden geschickt, ihr Charakter und Sozialverhalten durchleuchtet. „Es ist ein Privileg, die Studierenden bei uns auswählen zu können“, sagt Göring.
Freundliche Startwünsche der grünen Senatorin begleiten die Law School. Göring sagt dazu: „Die Ängste vor dem Einfluss der privaten Hand auf die Wissenschaft sind beseitigt. Diese Diskussion ist beendet.“ Peter Ahrens
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