: Kollektiver Seitenwechsel
Bei Altona 1893 wird zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder Frauenfußball gespielt. Ganzes Team kam von Victoria herüber ■ Von Birgit Wärnke
„Klar, Frauen können auch Fußball spielen“, sagt der Männer-Trainer. Anschauungsunterricht für seine These hatte Jochen Mönchmeyer, der Übungsleiter des Herrenteams von Verbandsligist Altona 93, in den vergangenen Jahren aber nicht. Denn Frauenfußball wird in der Altonaer Adolf-Jäger-Kampfbahn erst ab der jetzt beginnenden Saison gespielt. Zum ersten Mal seit 15 Jahren hat der Traditionsclub wieder Frauenfußball im Angebot. Zwei Damenteams wechselten zur neuen Saison vom Hamburger Konkurrenten Victoria geschlossen zu Altona 93.
Der Club hat 107 Jahre auf dem Buckel: Auch wenn der Verein in der Vergangenheit schon erfolgreichere Zeiten gesehen hat, betätigen sich auch heute noch vier Herren- und 24 Jugendmannschaften bei Altona 93 – wer als Frau kicken wollte, musste sich allerdings bisher einen anderen Verein suchen. Im Kinderbereich der Fußballabteilung „gab es schon immer gemischte Mannschaften“, erklärt der Fußballjugendleiter Wolfgang Bauer, es gab auch eigene Mädchenteams. „Wir versuchten, auch eine Frauenmannschaft zu gründen, das ist uns aber bisher nicht gelungen“, so Bauer. Der Wechsel der Damenteams von SC Victoria 1895 zu Altona 93 erfreut den 2. Vorsitzenden des Vereins, Hartmut Grünheid: „Wir können jetzt unseren Mädchenmannschaften eine Zukunft bieten und den Verein auf eine breitere Basis stellen.“ Was nicht heißt, dass die beiden Frauenteams nicht noch Verstärkung gebrauchen könnten.
Die Neulinge bei Altona 93 wechseln schon zum zweiten Mal: Zunächst spielte das Frauenteam seit 1995 drei Jahre lang beim FC St. Pauli. Die Trainerin Astrid Mehrer begeisterte viele Frauen aus Uni-Breitensport-Kursen für die bereits vorhandene St. Pauli-Damenformation. Nach drei Jahren wechselten 16 Frauen mit der Trainerin zu SC Victoria Hamburg, da es zwischen dem alten Kader und den neuen Frauen Spannungen gegeben hatte. Jedoch auch hier tauchten Probleme auf: „Von Anfang an gab es Schwierigkeiten. Zuletzt hatten wir das Gefühl, nicht mehr erwünscht zu sein“, sagt Mehrer. Seit Mai bemühten sich die Frauen um einen anderen Verein: Bei Altona 93 wurden sie fündig. „Hier sind wir willkommen“, freut sich Mehrer. „Uns war es wichtig zusammen zu bleiben und unsere Trainerin zu behalten“, so Mittelstürmerin Judith Wiggert. 30 Frauen spielen nun in Altona.
Auf Grund des Wechsels können die Frauen nicht in der Landesliga weiter spielen, wo sie vorher gekickt haben. Der Neuanfang bedeutet erst einmal einen Start vom Punkt null: Zwangsabstieg in die Bezirksliga. Ob die Frauen ihrem Ruf gerecht werden, Fußball spielen zu können, davon können sich die Altona-Fans nun selbst überzeugen. Als eine von vier Mannschaften des Vereins tragen die Frauen ihre Heimspiele auf dem Rasenplatz aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen