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Die Spinne im Netz

Frank Schwerdt, Mitglied des Bundesvorstands der NPD, bindet militante Rechte aus verbotenen Organisationen an die Partei

Frank Schwerdt weiß, wie man den oder mit dem bundesdeutschen Rechtsstaat umgeht. „Angesichts der zu erwartenden rechtlichen Schwierigkeiten“, gab er 1998, als er wegen Aufforderung zur Gewalt verurteilt wurde, vor Gericht zu Protokoll, „würde ich es nicht noch einmal tun.“ Schuldbewusstsein gehört nicht zum Repertoire des umtriebigen Rechtsextremisten, der bereits scharf auf die 60 zusteuert. Dafür aber eine unermüdliche Energie, Neonazis in der Bundesrepublik immer wieder aufs Neue zu organisieren.

Schon das Verbot rechtsextremer Vereinigungen Anfang der 90er-Jahren schien für Schwerdt, der inzwischen im Bundesvorstand der NPD sein politisches Projekt verfolgt, nur Ansporn, die militante rechtsextreme Szene weiter zu vernetzen. Die FAP und die DA waren noch nicht einmal verboten, da suchte Schwerdt nach Varianten, um die Mitglieder aufzufangen. Er bot eine von ehemaligen NPDlern und Reps gegründete Vereinigung, die „Nationalen e. V.“ als vorübergehendes Auffangbecken an.

Die Nationalen jedoch konnten für Schwerdt, der selbst eine langjährige Parteierfahrung (bei Berliner NPD, Reps und CDU) einbringen kann, nur eine Übergangsphase sein. Schwerdts Hauptanliegen ist die Hinführung jugendlicher Rechter in ideologisch gefestigte Bahnen. Schwerdt organisierte die jungen Männer in den so genannten Freien Kameradschaften, arrangierte NS-Schulungen und wirkte so am Aufbau einer „nationalen Infrastruktur“ mit. Auch ein Café für Rechtsextreme, eine Zeitung und ein Radioprogramm waren in Berlin der Unterstützung Frank Schwerdts geschuldet.

Eine Kursumkehr bei der NPD kam dann den Bemühungen Schwerdts entgegen: 1996 übernahm Udo Voigt den Bundesvorsitz der Partei, der die Bündelung des nationalen Widerstands ins Zentrum der Parteiarbeit stellte. Das Signal zur verstärkten Zusammenarbeit mit militanten Neonazis war gegeben, und Schwerdt erwarb ein neues Parteibuch. In der Folge beförderte Schwerdt in den von ihm unterstützten Vereinigungen militanter Neonazis den Eintritt in die NPD, und der Verfassungsschutz von Brandenburg registrierte 1998: Während bislang rechtsextreme Straftaten vor allem aus rechten Jugendcliquen begangen worden waren, die nicht ideologisch geprägt waren, binde die NPD diesen Personenkreis ideologisch stärker an sich. Eine zentrale Rolle attestieren die Verfassungsschützer wiederum Frank Schwerdt. BARBARA JUNGE

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