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Über 93 Milliarden für UMTS

Mobilfunk-Lizenzen: Je höher die Gebote steigen, umso lauter wird die Frage nachdem ökonomischen Sinn. Die Bieter müssen Imageverlust am Kapitalmarkt fürchten

MAINZ/FRANKFURT dpa/rtr ■ In der Schlacht um die begehrten UMTS-Mobilfunk-Lizenzen haben die Bieter gestern die 90-Milliarden-Schwelle übersprungen: In der 162. Runde wurden 93.350.600.000 Mark geboten. In Mainz werden zurzeit 12 Lizenzen für die kommende Generation von Mobilfunk versteigert.

Für die Lizenzen boten gestern noch sechs Parteien: die Deutsche Telekom, Mannesmann/Vodafone, e-plus/Hutchison, VIAG Interkom, Mobilcom/France Télécom und Telefónica/Sonera. Von der spanischen Telefónica hieß es gestern, sie sei an der Übernahme des finnischen Mobilfunkanbieters Sonera interessiert. Seit dem Ausstieg des ersten Bieterteams am vergangenen Freitag dreht sich die Versteigerung vor allem darum, ob die zur Disposition stehenden zwölf Frequenzblöcke zu gleichen Teilen unter den Bietern aufgeteilt werden oder ob weitere Unternehmen aus dem Wettbewerb aussteigen.

Je höher indes die Gebote steigen, umso lauter wird in der Finanzwelt die Frage nach dem ökonomischen Sinn. Dort sieht man die Lizenzzahlungen als schwere Belastung für die Firmen. „Es dürfte sehr lange dauern, bis die Netze profitabel arbeiten“, sagte der UMTS-Experte der DG Bank, Robert Vinell. Er rät deshalb den Anlegern von Aktien der Netzbetreiber ab. An den Aktienmärkten kam es bereits zu Kursverlusten.

Die finanzielle Belastung wird sich auch auf das Image der Bieter am Kapitalmarkt auswirken. „Fast alle Unternehmen werden nach der Auktion von uns herabgestuft“, kündigte die Rating Agentur Standard & Poors an.

Die Refinanzierung der Summe von rund 100 Milliarden Mark dürfte hingegen keine Belastung für den Kapitalmarkt nach sich ziehen. Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank, sieht auf Grund des erhöhten Kapitalbedarfs nicht die Gefahr einer Zinserhöhung. Aus Sicht der Märkte handele es sich schließlich um ein Nullsummenspiel: Der zusätzlichen Milliardennachfrage der privaten Investoren stünden schrumpfende Staatsschulden gegenüber.

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