Knüpfen an einer Perspektive

■ Alternative zur Kinderarbeit: „Care & Fair“ finanziert Schulen und Kliniken

Noch immer suchen die meisten Kunden ihren Teppich eher nach Farbe und Muster aus als danach, ob Kinderhände ihn geknüpft haben. Damit sich das ändert und immer mehr Teppichhändler ihren Kunden kinderarbeitsfreie Ware garantieren wollen, informierte „Care & Fair – Teppichhandel gegen Kinderarbeit“ gestern über sich und das Problem der Kinderarbeit, am weltweit größten Umschlagplatz für Orientteppiche: Hamburg

In der Hansestadt hat auch der Verein aus diesem Grund seinen Hauptsitz. Er kämpft seit 1995 gegen Kinderarbeit in Indien, Nepal und Pakistan und hat weltweit 650, in Deutschland 340 Mitglieder: Überwiegend Teppichhändler und -importeure. Die Importeure zahlen ein Prozent vom Einkaufspreis an „Care & Fair“, die Händler einen Jahresbeitrag. Das Geld geht zu über 85 Prozent in Schulen und Gesundheitsprojekte Von den 3,5 Millionen Mark, die bisher in die Länder geflossen sind, wurden 25 Schulen und 14 Kliniken aufgebaut.

Joachim Betz vom Deutschen Überseeinstitut in Hamburg hat zu Kinderarbeit geforscht: „85 Prozent der indischen Teppiche kommen aus dem so genannten Teppichgürtel. Dort gibt es kaum noch offene Kinderarbeit.“ Denn seit 1986 verbiete sie ein Gesetz, seit einigen Jahren werde das mit Hilfe hoher Geldstrafen auch angewendet. „Aber die Frage ist, was pasiert mit den Kindern, wenn man sie aus den Knüpfstühlen herausholt?“ Bisher stehe nur einem Drittel aller indischen Kindern eine Schule zur Verfügung, und dort sei häufig ein einziger Lehrer für acht Klassen zuständig. Deshalb befürwortet Betz das Engagemant von „Care & Fair“. Frank Schwippert, Geschäftsführer von „Care & Fair“ erklärt, warum der größte Teil des Geldes direkt in die Projekte geht: „In Deutschland arbeiten wir mit eineinhalb Stellen, in Indien haben wir vier Angestellte nach dortigen Konditionen. Die meisten Mitglieder arbeiten ehrenamtlich.“

Von Kontrollen in Teppichknüpfereien hält der Verein nichts. „Man muss die Ursachen der Kinderarbeit beseitigen, es den Kindern ermöglichen, ihrem Elend mittelfris-tig zu entkommen“. Deshalb stünden Schulen an erster Stelle. Das sei zwar „weniger spektakulär als ein Boykottaufruf“. Aber vermutlich nachhaltiger.

„Wir decken mit unseren Mitgliedern etwa ein Drittel des entsprechenden Marktes mit Teppichen ab“, sagt Schwippert und wünscht sich noch mehr. Denn die Umsätze bei Teppichen gingen zurück, damit auch die Einnahmen des Vereins. „Wir versuchen, die laufenden Projekte zu halten. Würden alle Teppichhändler mitmachen, könnten wir mehr aufbauen.“

Sandra Wilsdorf