: Mehr sein als nur die Bremer Mini-Innenstadt
■ Im Stadtplanungsamt träumt man von vielfältigeren Geschäften, Kultur und Cafés
Noch liegt das Telekom-Gebäude im Niemandsland, zwischen der Trubelmeile Schlachte und der Fußgängerzone. Mit der Öffnung von Geschäften und Gastronomie im alten Telekom-Gebäude soll das anders werden – zu Lasten der Fußgängerzone? Die taz fragte nach, beim Chef des Planungsamtes Detlef Kniemeyer.
taz: Telekom, Börsenhof, Polizeihaus: Überall ziehen Geschäfte ein. Verschiebt sich damit nicht die Kaufkraft von der jetztigen Fußgängerzone weg?
Detlef Kniemeyer: Im Gegensatz zu Bremen haben andere Städte ein vielfältigeres Angebot an Geschäften. Es ist nicht so, dass wir einen Überbesatz haben. Göttingen hat ungefähr fünf mal soviele Geschäfte in der Innenstadt, dabei ist die Stadt entschieden kleiner.
Kann man sich vorstellen, dass die Obernstraße durch die neuen Einkaufsorte in zehn Jahren völlig verwaist ist?
Nein, das glaube ich nicht. Die zusätzlichen Geschäfte werden sich gegenseitig befruchten. Bremen hat im Verhältnis zu anderen Städten eine Mini-Innenstadt. Einmal Sögestraße und Obernstraße und dann ist man auch schon wieder draußen. Selbst in Oldenburg können Sie doch eine halbe Stunde länger laufen, wenn sie einkaufen. Bremen, denke ich, ist durchaus erweiterungsfähig.
Keine Klagen von den Geschäftsleuten?
Ich glaube, dass die durch die Erweiterung eher gewinnen können. Vor allem, wenn es ein vielfältigers Angebot gibt.
Was für ein Angebot wünschen Sie sich ?
Nicht nur Geschäfte und Gastronomie, sondern auch ein bisschen mehr Kultur. Wir reduzieren unser Angebot, wenn wir nur Einkaufen in der Stadt vorstellen. Es kann auch mal eine Galerie oder eine Spezial-Buchhandlung sein. Und es muss einen Versuch geben, über die Drogerie hinaus, etwas anderes anzubieten.
Was bedeudet die Öffnung des Telekom-Gebäudes aus stadtplanerischer Sicht?
Wir haben immer nach einer Strategie gesucht, wie wir die Innenstadt vergrößern können. Unser Gedanke war, den gesamten Bereich um die Martini-Kirche in das Leben der Stadt einzubeziehen, einen Bereich zu schaffen, in dem man gerne spazieren und bummeln geht.
Das Telekom-Gebäude soll die Lücke zwischen Fußgängerzone und Schlachte schließen?
Nach der Aufwertung der Schlachte war klar, auch eine Entwicklung für das Martini-Quartier zu ermöglichen. Und da ist das Telekom-Gebäude ein Glücksfall, um in Richtung Martini-Straße etwas anzubieten zum Vergnügen der Menschen, für die Sinne, für das Schöne. Es kommt ja nicht darauf an, dass an jeder Ecke zehn Geschäfte sind, sondern dass man irgendwie das Gefühl hat, man geht durch eine Stadt. Das Telekom-Gebäude ist, finde ich, ein sehr sehr schönes Gebäude, das man jetzt erlebbar machen muss.
Reicht das, oder wird der Bredenplatz davor mit einbezogen in die Planungen?
Da würden wir gerne sowas wie Engigkeit wieder erzeugen. Mir geht es darum, die Martini-Straße etwas zu schließen. Geschäftsstraßen leben doch davon, dass sie keine Löcher haben.
Kapselt man damit die Innenstadt nicht noch mehr ab?
Was eine Stadt ausmacht ist doch die Engigkeit, das dichte Nebeneinanderstehen von Häusern. Das man in der Vahr anders lebt ist klar.
Und keine Plätze außer am Marktplatz und Domshof?
Ein paar kleine Plätze dazwischen, in denen Cafes möglich sind. Aber keine ungewollte freie Fläche, sondern eine Platzfolge.
Fragen: Dorothee Krumpipe
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