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Razzia im Club 88: Zeichen gesetzt?

23.30 Uhr Samstagabends in Neumünster. An die 20 Neonazis stehen mit Bier in der Hand vor dem „Club 88“ und scherzen. Als wäre nichts gewesen.

Keine Stunde zuvor hatte die Polizei in dem norddeutschen Nazi-Zentrum eine Razzia durchgeführt. Die Straßen um den Club in dem Neumünsteraner Stadtteil Gadeland sperrten die Beamten ab, drangen in den Club ein, überprüften die Personalien von 22 Besuchern und stellten mehere CDs sicher. Nach 40 Minuten war die Aktion beendet. Zu Zwischenfällen sei es nicht gekommen, betont ein Polizeisprecher aus Kiel. „Ziel der Razzia war es, Erkenntnisse über eine mögliche Schließung des Clubs zu erlangen“. Nach der Razzia kam es allerdings zu „Zwischenfällen in der Innenstadt“, bestätigt er: Mehrere „Club“-Gäste sollen zwei Jugendliche angegriffen und verletzt haben. Ein Polizeisprecher des Lagezentrums Neunmünster wollte dies nicht bestättigen, räumt aber ein, dass ein anonymer Hinweis über Auseinandersetzungen telefonisch eingegangen war. Nur „feststellen konnten wir nichts“. Und ganz so schlimm wäre es wohl auch nicht gewesen. „Es kommt öfters zu kleineren Streitereien“, findet er.

Der Club existiert seit 1996, immer wieder war es aus dem Umfeld des von Cristiane Dolscheid und Jan Steffen Holthusen betriebenen Neonazi-Zentrums zu gewalttätigen Übergriffen gekommen. Sah die Stadt in den vergangenen Jahren keinen Handlunsgbedarf, so sagt Oberbürgermeister Hartmut Unterlehberg (SPD) heute: „Ich hätte schneller ein Zeichen setzen sollen.“ Aber er betont: „Rechtlich können wir kaum was machen“. as/Foto:.MS

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