: Qualitätssicherung mit Stirnrunzeln
■ Kleine Theater, Teil 5: Das Fundus-Theater forscht nach den Vorstellungen der Kinder
Tine Krieg und Sylvia Deinert, die beiden Leiterinnen des Fundus-Theaters, haben früher viel Zeit damit verbracht, bei der Kulturbehörde für jeden Bühnenscheinwerfer um Zuschüsse zu bitten. Das ist jetzt nicht mehr nötig: Seit Anfang des Jahres wird das Kindertheater mit 500.000 Mark jährlich gefördert – gut 40 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. „Wir haben uns zusammen mit vielen anderen Kindertheatergruppen seit Jahren politisch engagiert. Es ist ein gemeinsamer Erfolg, dass das Kindertheater in Hamburg nun den gleichen kulturellen Stellenwert besitzt wie das normale Theater“, erzählt Sylvia Deinert.
Seit 20 Jahren leiten Tine Krieg und Sylvia Deinert das Fundus-Theater. Wie so viele andere Kindertheater-Gruppen in Hamburg arbeiteten sie zunächst mobil und führten ihre Theaterstücke bei Straßenfesten, in Kindergärten und in Schulen auf. Als Anfang der 90er-Jahre Kampnagel seine Spielreihe für Kinder einstellte, bemühten sich die Theatermacherinnen um einen festen Standort, den sie vor drei Jahren in der Hasselbrookstraße 25 fanden.
Die ehemalige Tabak-Fabrik ist auch Spielort für andere Hamburger Gruppen. „Hier gibt es vor allem die Premieren der anderen Kindertheater zu sehen. Damit haben sie die Möglichkeit, dass ihre Stü-cke besprochen werden, bevor sie im Anschluss mobil in Stadtteilzentren und Schulen auftreten“, so Tine Krieg. Die Produktionen von Theatergruppen, die die beiden Frauen noch nicht kennen, werden von ihnen begutachtet, bevor die Stücke bei ihnen zur Aufführung kommen. Die beiden Theaterfrauen sehen das aber nicht als Zensur: „Wir schauen uns die Stücke vorher an, um ein gleichbleibend hohes Niveau zu halten.“
Deinert und Krieg erarbeiten selbst auch neue Stücke für unterschiedliche Altersgruppen. Dabei betätigen sie sich als Autorinnen und führen Regie, sind sich aber auch nicht zu schade, Kostüme zu schneidern oder Bühnenelemente anzufertigen. Lag der Schwerpunkt früher eindeutig beim Figuren-theater, arbeiten die beiden zusammen mit zwei festangestellten Schauspielerinnen an Stücken, bei denen „richtige“ Menschen auf der Bühne stehen: „Viele Leute denken immer noch, dass das Figurentheater das kindgemäße Theaterformat schlechthin ist. Wichtig ist uns Bildertheater: Wir versuchen, Geschichten zu machen, bei denen die Kinder Vorstellungen und Bilder entwickeln können. Dafür setzen wir eine Vielfalt von Mitteln ein.“
Wie die Theaterstücke bei den Kindern ankommen, ist für die Theatermacherinnen wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. So beginnt die neue Spielzeit im September mit Proben für das neue Stück Mein Hut, der hat drei Ecken vor Publikum. Ziel ist, mit den Kindern in ein Gespräch zu kommen: „Wir wollen wissen, welche Erwartungen die Kinder von dem Stück haben, welche Vorstellungen zum Stück sie entwickeln, und wie sie die Wirklichkeit des Bühnengeschehens erleben. Dabei können wir auch herausfinden, ob neue Stücke tatsächlich für Vierjährige geeignet sind, so wie wir uns das denken, oder ob sie eher etwas für Kinder ab sechs Jahren sind.“
Zu diesem Thema zeigt das Fundus-Theater auch eine Ausstellung: Die Theaterleiterinnen haben Kinder verschiedenen Alters mit Mik-rofon und Kamera interviewt. Deren Antworten, Vorstellungen, Ideen und auch Stirnrunzeln werden im Foyer des Theaters ab 17. September zu sehen sein.
Sven Tietgen
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