: Jolo: Neue Taktik
Die philippinische Regierung ist nun doch bereit, eine Freilassung in mehreren Gruppen zu akzeptieren. Libysches Lösegeldangebot bestätigt
MANILA rtr ■ Im Geiseldrama auf der Insel Jolo wollen die philippinischen Unterhändler nun doch der Freilassung der Verschleppten in Gruppen zustimmen. Der Chefvermittler der Regierung in Manila, Robert Aventajado, sagte gestern, falls nicht alle Geiseln gleichzeitig freikämen, werde er auch die Freilassung Einzelner aus der Gewalt der Abu-Sayyaf-Rebellen akzeptieren. Ein Mitarbeiter des libyschen Unterhändlers Radschab Assaruk sagte, Aventajado und Assaruk würden spätestens am Freitag, vielleicht auch früher zu neuen Verhandlungen nach Jolo reisen. Verhandlungskreisen zufolge stimmte Libyen zu, für jede der zwölf westlichen Geiseln eine Million Dollar (2,17 Millionen Mark) zu zahlen.
Aventajado sagte der Nachrichtenagentur Reuters in Manila, die Unterhändler setzten sich für die Freilassung aller Geiseln ein. Sollte dies aber nicht möglich sein, könne er situationsabhängig Entscheidungen treffen. Diese neue Taktik bedeute, dass man auch die Freilassung Einzelner akzeptiere und dann für die anderen zurückkomme. In Vermittlerkreisen hieß es, den Rebellen solle noch in dieser Woche ein Kompromissvorschlag vorgelegt werden.
Assaruk hatte bereits am Wochenende gesagt, die philippinische Regierung könne einer schubweisen Freilassung zustimmen. Dafür müsse es aber einen Zeitplan geben, damit die Verhandlungen sich nicht endlos hinzögen. Bisher war die gemeinsame Freilassung aller Geiseln das erklärte Verhandlungsziel der philippinischen Regierung gewesen.
Den Kreisen zufolge scheiterte die für vergangenes Wochenende geplante Freilassung der Geiseln, weil Libyen darum gefeilscht habe, die Summe von 700.000 Dollar pro Geisel zu senken. Die nun zugesagten eine Million Dollar pro Kopf seien Teil einer Vereinbarung, die auch die Finanzierung von Entwicklungsprojekten auf den Südphilippinen durch Libyen vorsehe. Libyen hatte wiederholt Berichte zurückgewiesen, es bezahle Geld für die Freilassung der Geiseln.
Nach dem gescheiterten Versuch der Unterhändler, alle zwölf Geiseln freizubekommen, hatte es Differenzen zwischen Libyen und den Philippinen gegeben. Die Gaddafi-Stiftung, die als offizieller Vermittler Libyens auftritt, hatte der Regierung in Manila vorgeworfen, die Freilassung durch Forderungen nach einer Militäraktion zu gefährden.
Die philippinische Einwanderungsbehörde teilte inzwischen mit, alle Flug- und Seehäfen seien in Alarmbereitschaft, um eine Flucht der führenden Abu-Sayyaf-Mitglieder Galib Andang, bekannt als „Kommander Robot“, und Mujib Susukan zu verhindern. Geheimdienstkreisen zufolge planten beide, das Land mit falschen Pässen zu verlassen.
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