„Wir unterstützen Z!“

Mit so viel positiver Resonanz hatte die taz nicht gerechnet. Zahlreiche Anfragen, Bestellungen und Partnerschaften

„Die Gefahr, dass dieses Thema unbemerkt im Sommerloch verreckt, ist geringer geworden. Nicht locker lassen!“

von LUKAS WALLRAFF

Die schönste Nachricht dieser Woche kam aus Dortmund. „Am Montag ist unser Sohn Jona geboren“, meldete ein glückliches Elternpaar, „Jippie! Noch mehr Widerstand gegen rechts!“

So viel Zuversicht ist ansteckend. Da huschte auch vielen gramgebeugten tazlern ein Lächeln übers Gesicht. Es war aber nicht nur die nette Geburtsanzeige aus Dortmund, die in der Berliner Kochstraße für Freude sorgte: „Die Aktion Z ist noch besser angelaufen, als wir dachten“, resümierte Chefredakteurin Bascha Mika am Donnerstagabend bei einem Treffen der Inititatoren.

Es gab so viele Anfragen, dass nicht alle sofort beantwortet werden konnten. Auch die Liste der Partner (siehe unten) ist sicher nicht ganz vollständig. Inzwischen haben sich aber weitere Unterstützer gemeldet, die bei der Organisation und Logistik helfen wollen.

Am letzten Samstag hatte die taz zusammen mit acht Partnern die Aktion Z gestartet. Den Initiatoren ging es nicht darum, schnelle Lösungen gegen rechtsextreme Ideologie und Gewalt zu liefern. Es ging erst recht nicht darum, einen kurzfristigen Aufmerksamkeitserfolg zu landen. „Z ist ein Anfang“, schrieb taz-Redakteurin und Mitinitiatorin Barbara Junge vor einer Woche.

Die Aktion Z soll ein Angebot sein an alle, die etwas tun wollen. Denen etwas daran liegt, dem in der Gesellschaft verankerten und akzeptierten Rechtsextremismus den Boden zu entziehen. Das Ziel ist eine Vernetzung von Ideen. Was es an Wissen und an Widerstand gibt, soll zusammengeführt werden. Mit einer eigenen Homepage, mit dem Verbreiten des Symbols für Zivilcourage, „Z“, und mit vielen Veranstaltungen. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Es wird Konzerte geben, Diskussionsrunden – und Sportevents. Den Anfang machte am Dienstag der TSV Obervorschütz in Oberhessen mit einem „Lauf gegen Rassismus“.

Schon in den ersten Tagen gingen Hunderte von E-Mails bei der taz ein. „Solidarische Grüße“ kamen aus der Südpfalz. „Gerade auch hier sollten Menschen Zeichen setzen“, findet Christian Schultz. „Wir unterstützen die Aktion!“ teilten die Suhrkamp-AutorInnen Marit Rullmann und Werner Schlegel mit. Neben Privatleuten, Firmen und Vereinen meldeten sich auch Dutzende von Journalisten, die in ihren Medien über die Aktion Z berichteten.

„Eure Wochenendausgabe fand ich sehr gut. Ich bin gespannt, wie dieser Personenkreis jetzt auf die taz reagiert.“

Natürlich gab es nicht nur Zustimmung. Vor allem die taz-Titelseite zum Start der Aktion wurde teilweise heftig kritisiert (siehe „gegenstimmen“). Nicht allen gefiel, dass 22 der wichtigsten rechtsextremen Akteure ungefragt „Gesicht zeigen“ mussten. Auch in der taz selbst ist diese Art der Auseinandersetzung nicht unumstritten.

Dass eine solche Titelseite Diskussionen auslösen würde, war zu erwarten und gewollt. Dass sie auch im Ausland starke Beachtung fand, kam eher überraschend. „Deutsche Zeitung entschleiert Nazis“ überschrieb das Stockholmer Blatt Dagens Nyheter ihren Bericht und druckte ein Faksimile der „Gesicht zeigen!“-Titelseite der taz. Auch die Göteborgs-Posten und das Svenska Dagbladet informierten ihre Leser ausführlich. In Schweden war das Interesse besonders groß, weil es dort im vergangenen Herbst eine ähnliche Aktion gegeben hatte. Vier Zeitungen veröffentlichten damals eine Liste von 62 Nazi-Aktivisten mit Namen und Gesicht. Mit Erfolg: Zehn Prozent der aktiven schwedischen Rechten zogen sich aus der Szene zurück, die Zahl der Gewalttaten nahm ab. Eine vergleichbare Erfolgsbilanz kann eine Woche nach dem Start der Aktion Z noch nicht gezogen werden. Das zu erwarten wäre vermessen. Aber die erste Woche macht Mut. Jeden Tag kamen neue Partner dazu, die sich beteiligen wollen. „Hallo, liebe Zett-,Aktionäre‘“, schrieb ein Lehrer aus Lemgo, „ich habe in der taz über ,Z‘ gelesen und möchte gern Teil des Schneeballs werden.“

Auch in den Unis soll „Z“ zum Thema werden. Am Donnerstag stellte die Landesrektorenkoferenz von Sachsen-Anhalt auf ihrer Pressekonferenz „Hochschulen für Internationalen Wissenschaftsstandort Sachsen-Anhalt und für Stärkung der Zivilcourage“ neben weiteren Initativen die Aktion Z vor.

Viele Menschen meldeten sich, die im Internet gegen die rechte Hetze mobil machen wollen. „Das Z-Logo habe ich auf der Startseite meiner Homepage platziert“, teilte etwa der Autor von www.achimhohlfeld.de mit, „gleich neben einem dazu passenden Text, den es bereits seit ein paar Tagen dort zu lesen gibt (stammt von mir).“

Eingestiegen sind auch einige Filmzeitschriften. Neben Kino.Kultur.Köln (Auflage 55.000 Exemplare) schlossen sich das Aachener filmjournal (35.000 Exemplare) und filmbühne-cinema aus Wuppertal an (25.000 Exemplare).

Auch in der Musikbranche ist das Interesse groß. Schon auf der Popkomm. wurden erste Kontakte geknüpft. Besonders engagieren will sich jetzt die Energie Konzert & Veranstaltungs GmbH aus Herne. Von Anfang an dabei ist der Berliner Sender Radio Eins. Seit gestern sind dort eigens komponierte Z-Jingles zu hören, immer wenn es um das Thema Rechtsradikalismus geht. Radio-Eins-Musikchef Peter Radszuhn plant noch mehr: „Am 3. Oktober wollen wir ein Benefizkonzert veranstalten.“ Erste Gespräche mit prominenten Musikern gab es bereits. Eine passende Halle sucht Radszuhn in Brandenburg oder Berlin.

„Gibt es die Möglichkeit, kleine Z-Werbebriefchen zu beziehen, um in meiner zahnärztlichen Praxis Patienten zu informieren?“

Passende Kleidung gibt es im taz-shop. Seit gestern werden die Z-Shirts verschickt. Eins davon geht nach Dortmund. Die glücklichen Eltern von Jona hatten geschrieben: „Zur Feier des Tages gönnen wir uns dann mal ein Z-Shirt für den Mann.“

Z, das T-Shirt (25 Mark), und Z, der Button (formschön, 5 Mark), im taz-shop und unter www.taz.de/zett. Dort gibt es auch Z, das Logo, zum Herunterladen.

Weitere Artikel und Infos unter: www.netzgegenrechts.de

Partner der Aktion Z sind Der Apparat, Energie Konzert & Veranstaltungs GmbH Herne, Flyx Film GmbH Berlin, Goldrush Productions GmbH Osnabrück, Gorol & Partner, Piffl Medien, Pfeiffer Technik GmbH Metzingen, Popkomm, poponline.de, Radio Eins, Scholz &Friends Berlin ,Transatlantico und die Yorck Kinogruppe Berlin.