: Eine vorsichtige Optimistin
Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi fordert erneut das Militärregime heraus
Die unbeugsame birmesische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi hat wieder einmal das Militärregime des Landes herausgefordert. Diesmal findet der Showdown am Rande eines Reisfelds nahe der Hauptstadt Rangun statt. Seit vergangenem Donnerstag sitzen die Friedensnobelpreisträgerin und ihre Begleiter fest. Soldaten hatten ihre Autos gestoppt. Suu Kyi, die auch Generalsekretärin der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) ist, war unterwegs zu einem Treffen mit der Jugendorganisation ihrer Partei in der Stadt Kawhmu. Die Behörden untersagten der Politikerin die Weiterfahrt, weil sie gegen das Verbot verstoßen habe, Rangun zu verlassen. Suu Kyi weigerte sich umzukehren.
Die NLD forderte die Junta auf, die Politikerin mit Wasser und Lebensmitteln zu versorgen. Aus der Umgebung Suu Kyis hieß es demgegenüber, es seien ausreichend Nahrungsmittel und Getränke vorhanden. Unvorbereitet wird Suu Kyi ihre Aktion nicht gestartet haben, denn es ist nicht die erste dieser Art. Vor zwei Jahren wurde sie nach einer 13-tägigen Blockade ihres Autos gegen ihren Willen nach Rangun zurückgebracht.
Die 55-jährige Aung San Suu Kyi wäre heute, würde in Birma alles mit rechten Dingen zugehen, die Regierungschefin des Landes. Ihre Partei gewann 1990 die Parlamentswahlen mit 80 Prozent der Stimmen. Doch die Militärs weigerten sich, die Macht abzugeben. Suu Kyi stand zwischen 1989 und 1995 unter Hausarrest. Mehrere Versuche, auf ihrem Grundstück Parteitage der NLD abzuhalten, scheiterten, weil Soldaten das Gelände abriegelten.
Suu Kyi ist die Tochter von Aung San, des Führers der birmesischen Unabhängigkeitsbewegung. Sie bezeichnet sich selbst als „vorsichtige Optimistin“ und hat in ihrem politischen Kampf einen langen Atem bewiesen. Die Witwe und Mutter zweier Söhne war nach Aufenthalten in Großbritannien und Bhutan 1988 wegen einer schweren Krankheit ihrer Mutter nach Birma zurückgekehrt. Binnen weniger Monate wurde sie zur prominentesten Rebellin gegen das Regime. Neben dem Friedensnobelpreis, der ihr im Jahr 1991 verliehen wurde, erhielt sie dutzende von Ehrungen für ihren mutigen, gewaltfreien Kampf für die Demokratie in ihrer Heimat.
An ein Aufgeben denkt Suu Kyi nicht. „Wenn wir nur deshalb aufgeben würden, weil die Militärjunta uns belästigt und behindert, dann könnten wir überhaupt nichts mehr machen“, sagte sie 1996 gegenüber der taz. „Schließlich belästigt sie uns fortwährend. Wir hingegen tun nur unsere politische Arbeit, und warum sollten wir das nicht tun?“ BEATE SEEL
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