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Aus alt mach neu: Rotes Wechselspiel

■ Nach dem Spruch der PDS-Schiedskommission wartet der alte Vorstand erstmal ab

„Es ist ein unglaubliches Gefühl der Befreiung zur politischen Arbeit.“ Die das sagt, ist seit Sonntag offiziell Hamburgs PDS-Landessprecherin. Liselotte Lottermoser und ihr Vorstand haben den Segen des höchsten Gerichtes der Bundespartei erhalten (taz berichtete). Die Spaltung der Hamburger PDS in zwei nebeneinander existierende Landesverbände ist damit zumindest offiziell beendet. Der bisher amtierende alte und damit formal abgewählte Vorstand will die Geschäfte der Landespartei jedoch erst einmal weiterführen, bis die schriftliche Fassung des Schiedsspruches vorliegt.

„Als Sieger fühlen wir uns nicht“, sagt Lottermoser, die auf einer Versammlung in der Amandastraße von knapp 50 PDS-Mitgliedern im Juli zur neuen Vorstandssprecherin gewählt worden war. Parallel dazu hatte der alte Landesvorstand mit etwa 35 Getreuen in den Räumen des Landesverbandes an der Palmaille getagt und die Beschlüsse der Amandastraße als nichtig ignoriert. Die Bundesschiedskommission hat am Sonntag den neuen Vorstand mit der knappen Mehrheit von 5:3 Stimmen bestätigt.

Während Lottermoser und der neue Landesgeschäftsführer Roman Scharwächter nun davon ausgehen, damit beginnen zu können, „in der gesamten Linken für Zusammenarbeit bei Kenntnis der Unterschiede einzutreten“, hat der alte Landesvorstand, der weitgehend mit der Liste Links an der Uni identisch ist, die neue Situation erst einmal beraten. Sein Sprecher Kristian Glaser wollte gestern lediglich kommentieren, „dass das Urteil nichts zur Stärkung der innerparteilichen Demokratie beigetragen“ habe.

Andere wie der frühere Landesgeschäftsführer Andreas Grünwald sehen das anders. Er glaubt, dass „die PDS jetzt wieder an dem Punkt ist, der durch die Liste Links unterbrochen wurde: Linker Dialog und wirkungsvolle Opoposition gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse“.

Erst einmal sind aber pragmatische Fragen zu lösen: Der neue Landesvorstand erhebt Anspruch auf die Räumlichkeiten in der Palmaille, in der bislang die Liste LInks-Leute sitzen. Wie eine geregelte Übernahme aussehen könne, kann sich Lottermoser im Moment allerdings auch noch nicht vorstellen. Peter Ahrens

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