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„Aus Hass ein paar Ausländer abknallen“

Seit gestern steht ein BGS-Beamter wegen versuchten Mordes an einem 19-jährigen Libanesen vor dem Landgericht. Der damals angetrunkene Polizist will sich an nichts erinnern. Die Staatsanwaltschaft hält Ausländerhass für Motiv

Ein 29-jähriger Polizist muss sich seit gestern vor dem Landgericht wegen versuchten Mordes an einem Libanesen verantworten. Der Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS) soll in der Nacht zum 5. April in einem Neuköllner Lokal seine Waffe auf den 19-Jährigen gerichtet haben, um ihn zu erschießen. Der Mann konnte die Waffe wegreißen, verletzte sich dabei aber an der Hand. Laut Anklage hatte der in jener Nacht angetrunkene Polizist „in dem Moment einen Hass auf Ausländer und wollte einfach ein paar abknallen“.

Der inzwischen entlassene Beamte berief sich im Prozess auf Erinnerungslücken in Folge seines Alkoholkonsums. Für sein Verhalten habe er keinerlei Erklärung, sagte der frühere Polizist von der Wache am Ostbahnhof. Er habe keine Probleme mit Ausländern. Sein Anwalt und die Verlobte sprachen von einem völlig wesensfremden Verhalten.

Der Polizist hatte seinen freien Tag in mehreren Lokalen verbracht und Bier getrunken. Abends habe er mit seiner Lebensgefährtin einen Bekannten besucht. Mit dessen türkischer Ehefrau habe man sich über die Sitten in ihrer Heimat unterhalten. Der Abend bei Bier und Schnaps sei nett gewesen, so der Angeklagte. Aus unerklärlichen Gründen sei er nachts nochmal mit seiner Dienstwaffe losgezogen.

Der 19-jährige Libanese sagte vor Gericht, der Angeklagte habe in dem Lokal in der Nähe des Neuköllner Hermannplatzes ein Bier bestellt und dann mehrere Ausländer mit seiner Waffe bedroht. Ein erster Schuss schlug in die Decke, später habe der Mann mit der Pistole auf sein Gesicht gezielt. Er habe die Pistole hochgezogen, dabei habe sich ein weiterer Schuss gelöst. Was der Angeklagte eigentlich wollte, konnte der Zeuge nicht erklären.

Vor der Schießerei in dem Lokal hatte der aus Dannenberg in Niedersachsen stammende Polizist in eine Fensterscheibe der Hobrechtstraße gefeuert. Die 37-jährige Mieterin wurde durch einen Glassplitter am Hals verletzt. Auch daran kann sich der Angeklagte eigenen Angaben nach nicht erinnern.

Die Mieterin, eine Sängerin, sagte, sie sei schockiert gewesen. Sie sei offenbar zufällig in die Schusslinie geraten. Der Schütze habe sie nicht sehen können. In den Wochen zuvor sei ihr der Mann aber sehr unangenehm aufgefallen. Aus seiner Wohnung im Haus gegenüber habe er sie bei Gesangsübungen beobachtet und dabei richtig fixiert. Der Prozess vor dem Landgericht wird am kommenden Montag fortgesetzt. DPA

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