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Stopp in Tripolis

Erst nach einer Zeremonie in der libyschen Hauptstadt können die freigelassenen Geiseln nach Hause fliegen

JOLO/BERLIN rtr/dpa ■ Nach mehrmonatiger Geiselhaft haben sechs freigelassene westlich Geiseln gestern die Philippinen in Richtung Libyen verlassen. Dort wurden sie heute früh in der Hauptstadt Tripolis erwartet. Das philippinische Fernsehen zeigte, wie die libysche Chartermaschine von der Stadt Cebu zu einem vierzehnstündigen Flug nach Tripolis abhob. Unter libyscher Vermittlung waren am Sonntag fünf Gefangene, darunter auch der Deutsche Werner Wallert, aus der Geiselhaft freigekommen. Am Montag setzten die Rebellen Carel Strydom aus Südafrika auf freien Fuß.

Die französische Journalistin Maryse Bourgot, die am Sonntag freikam, beschrieb die näheren Umstände im französischen Fernsehen. Die beiden Vermittler, die sie in die Freiheit führen sollten, hätten auf sie gezeigt und ihr nur befohlen, mitzukommen. Die anschließende Fahrt durch den Dschungel sei entsetzlich gewesen. Eine Gruppe von 20 bewaffneten Abu-Sayyaf-Rebellen sei nicht von ihrer Seite gewichen, dreimal sei die Fahrt unterbrochen worden. Überall hätten weitere Rebellengruppen gelauert, und die Vermittler hätten Angst gehabt, dass eine dieser Gruppen sie erneut als Geiseln nehmen wollte.

In der vergangenen Woche war aus Verhandlungskreisen verlautet, dass Libyen bereit sei, für die zwölf ausländischen Geiseln zwölf Millionen Dollar Lösegeld zu zahlen. Libyen hat erklärt, es zahle kein Lösegeld, sei aber zur Finanzierung von Hilfsprojekten in muslimischen Regionen der Philippinen bereit. Der libysche Vermittler Rajab Azzarouk will seine Bemühungen um die Freilassung der restlichen Geiseln fortsetzen. Die Rebellen hatten am Sonntag zugesagt, ihre verbliebenen Gefangenen bis zum 1. September, dem libyschen Revolutionsfeiertag, auf freien Fuß zu setzen.

Unklar blieb zunächst, wie die geplante Empfangsfeier für die Freigelassenen in Tripolis ablaufen sollte. Das Auswärtige Amt gab bekannt, Staatsminister Christoph Zöpel (SPD) werde Wallert in Libyen in Empfang nehmen. Im Vorfeld der Mitte August zunächst geplatzten Freilassung hatte Libyen nach inoffiziellen Angaben eine sieben- bis zehnstündige Zeremonie geplant, an der hochrangige Vertreter der Herkunftsländer der Geiseln teilnehmen sollten. Westliche Diplomaten hatten jedoch betont, wegen der Geiseln sei ein Empfang von nur höchstens zwei Stunden vertretbar.

Bundeskanzler Gerhard Schröder bedankte sich am Sonntagabend bei Libyen für seine Vermittlerrolle. „Ganz sicher gilt der Dank ganz stark auch der libyschen Regierung, der Stiftung, die der Sohn des libyschen Staatspräsidenten Gaddafi führt“, sagte Schröder im ZDF. In Regierungskreisen in Berlin wurde darauf hingewiesen, dass die Kontakte zu Libyen keine politische Kehrtwendung seien. Deutschland und Libyen unterhielten schon seit längerem „normale“ politische Beziehungen, hieß es – zumindest, seit die EU und die UNO Sanktionen gegen den nordafrikanischen Start wegen des Anschlages auf ein Pan-Am-Flugzeug über der schottischen Stadt Lockerbie weitgehend aufgehoben hatten.

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