Ab heute: das gläserne Rindfleisch

Schlacht- und Verpackungsland müssen auf dem Fleischetikett genannt sein. Ab 2002 auch das Herkunftsland

BRÜSSEL taz ■ Die Verbraucherschützer im EU-Parlament können einen Erfolg verbuchen: Trotz Verzögerungsmanövern von Kommission und Mitgliedsstaaten muss Rindfleisch ab heute gekennzeichnet werden. Das Land, in dem geschlachtet wurde, und das Land, in dem das Fleisch portioniert wurde, müssen auf dem Etikett angegeben sein. In einem zweiten Schritt muss ab 1. Januar 2002 auch das Geburts- und das Mastland des Tieres auf dem Etikett stehen.

Auch Hackfleisch, das je nach Land 30 bis 50 Prozent des verkauften Rindfleischs ausmacht, ist in die Regelung einbezogen. Dagegen hatten sich die Agrarminister in den Kompromissgesprächen mit dem Parlament heftig gewehrt. Sie argumentierten, es sei fast unmöglich, die vermischten Restbestände und Teilstücke korrekt zu registrieren. Das EU-Parlament hielt dagegen, dass gerade vom Hackfleisch die größten Gesundheitsgefahren ausgingen.

Der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Europaparlament, der grüne Abgeordnete Wilhelm Graefe zu Baringdorf, hält die Neuregelung für einen wichtigen Schritt im Verbraucherschutz. Er bedauert aber, dass die zusätzliche Kennzeichnung der Fleischart – zum Beispiel Bulle, Ochse oder Jungkuh – im Parlament keine Mehrheit fand. Die sozialdemokratische Europaabgeordnete Dagmar Roth-Behrend hat den Bundesrat aufgefordert, den Beschluss der Bundesregierung, wonach auf deutschen Etiketten sofort auch Geburts- und Mastland angegeben werden sollen, nicht weiter zu blockieren. Allein aus Kostengründen stellten sich die Länder gegen eine Regelung, die den Verbrauchern mehr Sicherheit geben würde.

In einer europaweiten Werbekampagne, für die die EU-Kommission 6,8 Millionen Euro ausgibt, wird von heute an mit Plakaten und Merkblättern in Metzgereien und Supermärkten das gläserne Rind vorgestellt. Unter www.rindfleisch-etikettierung.de findet der deutsche Metzgereikunde weitere Informationen. Die für Deutschland beauftragte Werbeagentur hat sich außerdem ein Kundengewinnspiel ausgedacht. 1. Preis: Urlaub auf dem Bauernhof - als vertrauensbildende Maßnahme, sozusagen. DANIELA WEINGÄRTNER