„Liebe taz...“ In der Vielfalt liegt die Stärke

Betr.: „Spielgeld für Singspiel“, taz vom 31.8.2000

Wenn man die schon fast täglichen Berichte zum Musical-Drama liest, könnte man glauben, dass im Wirtschaftsressort nur Spekulanten sitzen. Bremen setzt nur auf die Karte der Vergnügungsindustrie – noch dazu mit Erwartungen im Stile der Expo. Von Risikovermeidung und einer seriösen Durchmischung mit Projekten, die die Stärken unseres Landes berücksichtigen und die Attraktivität Bremens auf nachhaltige Weise nutzbar machen, davon ist nichts zu spüren. Bremen könnte zum Beispiel zu einem Zugpferd in der Naherholung werden mit seinen riesigen Möglichkeiten für Skater und Radler in seinen Naherholungsgebieten ringsum. Doch selbst für eine Kennzeichnung der Strecken und skizzenhaften Beschilderungen der damit verbundenen möglichen Ziele (z. B. Worpswede, Fischerhude) wird kein Geld ausgegeben.

Wer meint, dass solche sportlichen Aktivitäten keine Belebung unserer Stadt oder gar der Wirtschaft bedeuten, der sollte sich mal in Holland umschauen, wenn dort im Winter die große „11 Steden Tocht“ der Schlittschuhläufer abläuft und das ganze Land in seinen Bann schlägt. Unsere Inline-Skater brauchen nicht einmal Eis dazu. Nicht einmal eine Organisation, wenn nur die Wege geöffnet und unterhalten werden. Aber es muss publik gemacht werden, was Bremen in dieser Hinsicht zu bieten hat: Bremen – Stadt am Fluss und zwischen den Deichen sowie als Ausgangspunkt zu interessanten Zielen im Umland. Beide würden davon profitieren!

Es gibt genug Vorzüge unseres Landes, um es auf viele Art attraktiver zu machen – ohne Risiken á la Jekyll & Hyde oder den „Spacepark“. In der Vielfalt liegt die Stärke – wie in der Natur! „Small is beautiful“: Diesen Wahlspruch des Club of Rome scheint man völlig vergessen zu haben. Gerold Janssen