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Vater vor Gericht

■ Heute beginnt der Prozess um die Schießerei vor dem „Check Inn“

Sein Vater, erzählte Mehmet C. im Juni nüchtern vor dem Amtsgericht, habe vor der Diskothek „zwei Leute umgebracht“. Seither sitzt der Vater in Untersuchungshaft. Heute wird sich zeigen, ob der ebenso unberührt die Taten gestehen wird. Das Landgericht eröffnet den Prozess gegen Kenen C., dem Totschlag in zwei Fällen, versuchter Totschlag in weiteren zwei Fällen, fahrlässige Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen werden.

Dem Sohn des Angeklagten gehörte die Diskothek „Check Inn“ in Wandsbek. Am 27. Februar geriet er mit vier Männern in Streit. Es soll um Schutzgelderpressung durch die PKK gegangen sein, deutete die Polizei nach der Tat an. Vor dem Laden schrien sich die Streitenden an, als der Vater hinzugeeilt sein und geschossen haben soll. 14 Schüsse habe er auf die Männer abgegeben, die vor der Diskothek im Wagen saßen. Der Fahrer starb sofort, der Beifahrer kurz darauf im Krankenhaus. Zwei weitere Insassen wurden lebensgefährlich verletzt.

Sohn Mehmet C. stand ebenfalls vor Gericht. Denn die erste Schießerei hatte ein zweite nach sich gezogen: Zwei Tage nach der Auseinandersetzung vor dem „Check INN“ hatte er ausgerechnet vor dem Polizeipräsidium drei Bekannte der Getöteten getroffen. Er vermutete ein Falle, zog seine Pis-tole und schoss einem der Männer ins Knie. Das Amtsgericht hatte anerkannt, dass er sich in einer irrtümlichen Notwehrlage befunden hatte. Vom Vorwurf des versuchten Totschlages sprach das Gericht ihn frei, nur für das unerlaubte Führen einer Waffe wurde der damalige „Check-Inn“-Besitzer zu anderthalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. ee

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